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EU erlässt erste Maßnahmen für Nordsee-Schutzgebiete

Archivmeldung vom 17.02.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Flaggen vor dem Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der Europäischen Kommission. Bild: Xavier Häpe / wikipedia.org
Flaggen vor dem Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der Europäischen Kommission. Bild: Xavier Häpe / wikipedia.org

Auf Vorschlag der Bundesregierung hat die Europäische Kommission am Donnerstag neue Fischerei-Maßnahmen zum Schutz bedrohter Arten und Lebensräume in den Meeresschutzgebieten der "deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone" (AWZ) der Nordsee erlassen.

Die neuen Regelungen schränken die Fischerei am Meeresboden in großen Gebieten ein. Die grundberührenden Fangmethoden zerstörten durch den direkten Kontakt mit dem Meeresgrund ganze Lebensräume, wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz schreibt. Während das Gebiet Borkum Riffgrund vollständig für Grundschleppnetze gesperrt wird, sind im Sylter Außenriff nur knapp zwei Drittel (62 Prozent) des Schutzgebietes ausgenommen. Die Stellnetzfischerei wird im Sylter Außenriff während der Zeit, in der sich Schweinswale fortpflanzen und ihre Jungen zur Welt bringen, zukünftig verboten.

Für die Meeressäuger ist der Beifang in Stellnetzen eine der größten Bedrohungen. In den Gebieten Doggerbank und Borkum Riffgrund, in denen die Schweinswale auch vorkommen, wird der Fischereiaufwand mit Stellnetzen begrenzt. Im Sylter Außenriff hat Deutschland nun seine erste fischereifreie Zone. Die Maßnahmen basieren auf gemeinsamen Vorschlägen des Bundesumweltministeriums (BMUV) und des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), abgestimmt mit den EU-Nachbarstaaten der Nordsee. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) begrüßt die neuen Maßnahmen. "Intakte Meere sind unsere Lebensgrundlage und unsere Verbündeten bei der Bewältigung von Klimakrise, Verschmutzungskrise und Artenaussterben. Das gilt auch für unsere Nordsee", sagte Lemke. Das deutsche Schelfmeer sei jedoch in weiten Teilen in keinem guten Zustand.

"Die neuen Maßnahmen in den Meeresschutzgebieten begrüße ich daher sehr. Damit können wir zum Erhalt der sensiblen Arten und Lebensräume im Meer beitragen", so die Umweltministerin. "Gleichzeitig sind die Maßnahmen ein wichtiger Schritt im Rahmen der Meeresoffensive der Bundesregierung und der naturverträglichen Fischerei." Cem Özdemir (Grüne), der als Landwirtschaftsminister auch für Fischerei zuständig ist, sieht in den Maßnahmen einen "guter Kompromiss" zwischen einem besseren Meeresnaturschutz und den Anliegen der Branche. "Schützen wir das Meer, schützen wir die Grundlage unserer Fischerei", so Özdemir. "Nur ein intaktes und stabiles Ökosystem Nordsee garantiert auch in Zukunft gute Fänge." Der Bund für Umwelt- und Naturschutz lobt die Maßnahmen, sieht jedoch weiterhin Handlungsbedarf.

"Heute wurde der erste Schritt für eine Meereswende gegangen. Aber Deutschland muss direkt in die Vorbereitung für weitere EU-Maßnahmen einsteigen, um zügig die übrigen zerstörerischen Fischereiaktivitäten in den Schutzgebieten vollständig zu beenden", sagte Meeresschutzreferentin Nadja Ziebarth. "Der Prozess hat zu lange gedauert und wichtige geschützte Lebensräume wurden in der Zwischenzeit zerstört." Damit die Lebensräume zukünftig wieder hergestellt werden könnten, müsse sich Deutschland zusätzlich für ein starkes Gesetz zur Wiederherstellung der Natur auf EU-Ebene einsetzen. Die Naturschützer fordern, dass mindestens 50 Prozent aller deutschen Meeresschutzgebiete frei von allen Nutzungen inklusive Fischerei sein müssen. Die Grundschleppnetzfischerei müsse zudem vollständig aus allen Meeresschutzgebieten ausgeschlossen werden. So sieht es auch der Fischerei-Aktionsplan vor, den die Europäischen Kommission nächste Woche veröffentlichen will. Auch die Einschränkung der Stellnetzfischerei müsse nach Vorstellung der Meeresschützer auf alle Gebiete ausgeweitet werden. In der Ostsee fehlten ebenfalls noch Maßnahmen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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