Das Gefängnistagebuch von Donald Klein
Archivmeldung vom 01.12.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit einem Jahr sitzt Donald Klein im Iran im Gefängnis. Beim Hochseefischen geriet sein französischer Bootsführer versehentlich in iranische Hoheitsgewässer. Die Strafe: 18 Monate Haft. sternTV liegt Kleins "Knast-Tagebuch" vor. Die Schilderungen des 53-Jährigen sind schockierend.
Nach fünf Monaten Haft beginnt Donald Klein, ein Tagebuch zu
verfassen - ein Dokument, das sternTV exklusiv vorliegt.
Eindringlich schildert Klein seine Verzweiflung. Er glaubt nicht
mehr an eine Rückkehr nach Deutschland, denkt an Selbstmord, legt
Einzelheiten seiner Bestattung fest. "Auf dem Sockel [der Urne] soll
in gotischer Schrift stehen: 'Zum Gedenken an Donald Klein, Bildhauer
und Mensch, geopfert von der Bundesrepublik Deutschland unter der
Kanzlerin Merkel.'"
Die Iraner nennt Donald Klein zynisch "meine Gastgeber", die
Gefängniszellen "Stuben": "Mein Grab ist dreistöckig. Ich habe die
mittlere Gruft. Sie ist zwei Meter lang, 85 Zentimeter breit und 80
Zentimeter hoch. Ich liege auf einer Holzplatte, eine Decke als
Matratze, eine Decke zum Zudecken ... 15 Betten sind in jeder Stube
... Die meisten anderen Zimmer sind voll belegt: 20 bis 22 Leute.
Sieben schlafen also in der Mitte auf dem Boden."
Die Hoffnung auf Unterstützung durch die deutschen Behörden hat
Donald Klein zwischendurch vollständig verloren. Am 24. April notiert
er: "Ich bin hier verlassen von allen außer meiner Frau, die ich pro
Tag zwölfeinhalb Minuten anrufen darf, ... morgens sechseinhalb und
abends sechs Minuten. Die Botschaft ruf ich nicht mehr an, da ich
meistens nicht zu Herrn F. durchkomme und die Gesprächszeit dann
verschwendet ist. Außerdem hat er ja doch nichts Neues zu sagen. Die
Botschaft bringt es nicht einmal auf die Reihe, mich einmal in der
Woche zu besuchen."
Klein erinnert sich an nächtliche Verhöre: er muss auf einem Stuhl
in der Ecke sitzen mit dem Gesicht zur Wand. Die Iraner sagen, es
gehe "um Spionage und meinen Kopf, um 20 Jahre oder Lebenslang."
Diese Drohungen lassen Klein vollends verzweifeln: "Mittlerweile bin
ich zu einem geistigen Wrack mutiert, nein nicht mutiert, reduziert.
Nach weiteren 13 Monaten wäre ich reif für die Klapsmühle."
Lediglich die Gedanken an seine Kinder und seine Frau lassen ihn durchhalten. Im April darf sie ihn besuchen. "Nun da ich meine Frau in den Armen halte, sie fühle, sie rieche, spüre ich neue Kraft in mir. Ich weiß, dass ich für die Frau, die ich über alles in der Welt liebe, für die Mutter meiner Kinder das hier ab jetzt ohne größere Probleme durchstehen werde - und wenn es drei Jahre dauert."
Quelle: Pressemitteilung stern TV