Linke kritisieren Merkels Absage an Moskau
Archivmeldung vom 11.03.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, nicht an der Gedenkveranstaltung in Moskau anlässlich des 70. Jahrestages des Zweiten Weltkrieges teilzunehmen, stößt in der Linkspartei auf scharfe Kritik. Der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi sagte "Zeit Online", dass Merkel einen Tag nach den offiziellen Feierlichkeiten nach Moskau reisen wolle, sei zwar "mehr als nichts". "Dennoch tut es mir außerordentlich leid, dass wir diese kleinkarierte Geschichtsvergessenheit miterleben müssen", so der Fraktionsvorsitzende.
27 Millionen Bürgerinnen und Bürger der damaligen Sowjetunion hätten im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. "Ihnen und den insgesamt 65 Millionen Toten, darunter mehr als sechs Millionen Deutsche, des von Deutschland losgetretenen Krieges verweigert die Bundeskanzlerin mit ihrer Absage das notwendige und vollständige ehrende Gedenken", sagte Gysi "Zeit Online".
Ähnlich äußerte sich der außenpolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Wolfgang Gehrke. Merkels Absage sei "falsch und peinlich", sagte er. Differenzen mit Russland und Präsident Wladimir Putin müssten in dieser Frage hintanstehen. "Eine Teilnahme an den Feierlichkeiten auf dem Roten Platz ist für die Bundeskanzlerin eine historische Verpflichtung", so Gehrke.
Unterstützung bekam Merkel dagegen aus der SPD. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Niels Annen, sprach von einer "vernünftigen Entscheidung". Entscheidend sei, dass es ein gemeinsames Gedenken in Moskau gebe. "Man kann das aktuelle politische Geschehen nicht ausklammern. Derzeit sind die politischen Voraussetzungen für die Teilnahme an den offiziellen Feierlichkeiten nicht gegeben", sagte er "Zeit Online".
Die SPD hat den Plan von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gelobt, nicht zu den offiziellen Feierlichkeiten zum Kriegsende nach Moskau zu reisen, sondern einen Tag später einen Kranz niederzulegen: "Ich halte das für ein kluges Vorgehen", sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Es wäre nicht richtig gewesen, Russland durch einen gänzlichen Boykott des Gedenkens an das Kriegsende vor 70 Jahren zu brüskieren, sagte der sozialdemokratische Außenpolitiker. "Wir wollen schließlich mit Russland weiter im Gespräch bleiben." Durch die gemeinsame Kranzniederlegung mit Präsident Wladimir Putin habe Merkel "den geeigneten Rahmen für die deutsche Teilnahme am Gedenken gefunden".
Rückhalt bekam Merkel auch aus ihrer eigenen Partei. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röntgen, nannte Merkels Vorhaben einen "klugen Kompromiss, der sowohl die Vergangenheit würdigt als auch der Gegenwart gerecht wird".
Quelle: dts Nachrichtenagentur