Faeser warnt vor Nato-Bündnisfall
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) befürchtet, dass schwere russische Cyberangriffe in Ländern der Nato einen Bündnisfall nach Artikel fünf des Nordatlantikvertrags auslösen könnten.
"Ich hoffe nicht, dass die Schwelle zum Nato-Bündnisfall überschritten
wird", sagte Faeser dem "Handelsblatt". "Wir müssen weiter entschieden,
aber zugleich besonnen handeln." Das habe Bundeskanzler Olaf Scholz
(SPD) immer getan, um nicht in ein solches Szenario hineinzugeraten.
"Aber wir sehen natürlich, dass die hybride Bedrohungslage zunimmt",
sagte die Ministerin. "Deswegen müssen wir uns auch ganz anders
aufstellen und schützen."
Faeser warnte vor einer immer
aggressiveren Haltung Russlands gegenüber dem Westen. "Putin kennt keine
Skrupel mehr", sagte sie. "Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die
Ukraine erleben wir eine Zeitenwende in der inneren Sicherheit."
Russland führe einen hybriden Krieg in Europa. "Dass
Desinformationskampagnen, Sabotageakte und Cyberattacken staatlich
gesteuert sind, ist ja offensichtlich." Laut Faeser haben die
Sicherheitsbehörden eine "deutliche Zunahme" der Sabotage-Aktivitäten
Russlands registriert - "eine der virulentesten Bedrohungen für unsere
Sicherheit in Deutschland", wie sie sagte.
Um die deutsche
Bevölkerung im Falle einer militärischen Bedrohung schützen zu können,
will Faeser verstärkt auf die Nutzung von Tiefgaragen, U-Bahnstationen
oder Kellern von öffentlichen Gebäuden setzen. Neue Bunkeranlagen zu
bauen, sei jedoch nicht notwendig, sagte sie. "Wir dürfen nicht auf alte
Regelungen aus dem Kalten Krieg zurückgehen, sondern müssen uns auf
moderne Bedrohungsszenarien einstellen." Noch ist unklar, wann das neue
Schutzkonzept fertig ist. "Wir können Versäumnisse von Jahrzehnten nicht
innerhalb von wenigen Jahren aufholen", sagte Faeser.
Quelle: dts Nachrichtenagentur