G7 einigen sich auf Zwei-Grad-Klimaziel
Archivmeldung vom 08.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau haben die Staats- und Regierungschefs ein verbindliches Zwei-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung vereinbart. Man bekenne sich zudem zu dem Ziel, ab 2020 aus privaten und öffentlichen Geldern 100 Milliarden Dollar zum Klimaschutz bereitzustellen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Abschlusspressekonferenz. Auch die Opfer von Klimakatastrophen sollten besser unterstützt werden.
Eine erste Reaktion gab es schon wenige Minuten später von Greenpeace: "Elmau hat geliefert - die Vision einer globalen Energiewende hin zu 100 Prozent Erneuerbaren hat heute deutlich Konturen gewonnen", hieß es in einer Mitteilung. Die G7-Erklärung heiße übersetzt, dass spätestens bis 2050 alle Industriestaaten aus Energien wie Kohle und Öl aussteigen müssten. "Damit das eine wirklich gute Nachricht wird, muss jetzt noch die Hintertür für gefährliche Scheinlösungen wie Atom und CCS verriegelt werden". Greenpeace sprach von einem "Erfolg von Merkel und Obama, die Klimaschutz-Blockierer Kanada und Japan heute überzeugt zu haben".
Weiterhin herrschte bei den G7-Teilnehmern offenbar Einigkeit, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen, falls der Ukraine-Konflikt weiter eskaliere, so Merkel am Montagnachmittag. Dieses Thema habe aber aber keinen allzu großen Raum eingenommen, ließ die Bundeskanzlerin auf der Pressekonferenz durchblicken.
Die G7 wollten außerdem, dass Griechenland Teil der Eurozone bleiben solle, so Merkel. Dies aber nur, wenn in Athen Vereinbarungen umgesetzt würden. "Es ist nicht mehr viel Zeit", so Merkel.
G-7 bleiben bei Klimaschutz und Antibiotika-Reduzierung unverbindlich
Die Aussagen des G-7-Abschlusskommuniqués zum Klimaschutz und zum Schutz der Gesundheit bleiben nach Ansicht von Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), weit hinter den Erfordernissen zurück. Die auch diesmal wiederholte Ankündigung, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius halten zu wollen, widerspreche dem tatsächlichen Handeln der G-7-Staaten.
"Die G-7-Industrieländer sind für ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, der Ausstieg aus fossilen Energien wurde jedoch vertagt. Das wird dem Ernst der Lage nicht gerecht", sagte Weiger. Der BUND-Vorsitzende kritisierte insbesondere die USA, die mittels Fracking mehr Öl und Gas förderten als je zuvor. Und wenn Deutschland bei der Stromerzeugung weiterhin so stark auf Braunkohle setze, werde es das Ziel einer 40-prozentigen Verringerung seiner CO2-Emissionen bis 2020 verfehlen.
Weiger: "Die G-7-Staaten riskieren den Abschluss des geplanten Pariser Klimaabkommen, indem sie keine konkreten Zusagen zum Ausstieg aus fossilen Energien machen. Kommt von den G-7 in nächster Zeit nicht mehr als die unverbindliche Elmauer Absichtserklärung, ist das Klimaabkommen von Paris in Gefahr. Künftig drohen noch extremere Hochwasser, Gletscherschmelzen, Hurrikans, Dürren, Hungersnöte und Flüchtlingsströme. Die G-7-Staaten müssen sich fragen lassen, warum sie nichts dagegen getan haben."
Dieselbe Frage stelle sich auch bei den auf dem G-7-Gipfel besprochenen Antibiotikaresistenzen, sagte der BUND-Vorsitzende. Weiger: "Eine Schlappe für den Gesundheitsschutz bedeutet es, dass die Regierungschefs keine konkreten Maßnahmen zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes in der Fleisch- und Fischerzeugung beschlossen haben. In der Massentierhaltung in Deutschland werden wie in vielen G-7-Staaten mehr als doppelt so viele Antibiotika wie in der Humanmedizin eingesetzt. In den USA sind Antibiotika in der Tiermast sogar prophylaktisch und zur Wachstumsbeschleunigung erlaubt. Um die Verbraucher vor Antibiotikaresistenzen zu schützen, müssten die Regierungen den Einsatz von Antibiotika in Tierhaltungen streng reglementieren."
Weiger kritisierte außerdem den Pro-TTIP-Kurs in der Elmauer Abschlusserklärung. "Bei den G-7-kritischen Demonstrationen in München und in Garmisch-Partenkirchen stand die Kritik an unfairen Handelsbedingungen und am geplanten Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP im Zentrum der Proteste. Es ist inakzeptabel, dass die G-7 dies völlig ignorieren und Druck machen für ein Abkommen, das bestehende und künftige Umwelt- und Sozialstandards aufs Spiel setzt. Mit TTIP und CETA könnten deutsche und US-Konzerne den Verbrauchern Hormonfleisch und noch mehr Gentechnik als bisher unterjubeln."
Der BUND-Vorsitzende lobte insbesondere die zirka 40.000 friedlichen Demonstranten in München und weitere mehrere tausend in Garmisch-Partenkirchen, die rund um die Gipfeltage ihrer Kritik an der G-7-Politik phantasievoll und energisch Ausdruck verliehen hätten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / BUND e.V.