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Schweiz schimpft auf deutsche Bahn-Politik

Archivmeldung vom 15.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Fabian Pittich
Logo von Die Bahn
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Die Politik trägt eine Mitschuld am Winterchaos bei der Deutschen Bahn - diese Haltung vertritt Peter Füglistaler, Direktor des Schweizer Bundesamtes für Verkehr (BAV). "Die Probleme der Deutschen Bahn sind nicht nur durch das Management verursacht. Die Privatisierung war nicht die Idee von Herrn Mehdorn allein, sie war auch eine politische Idee", sagte Füglistaler dem "Tagesspiegel am Sonntag". Er sehe einen "Zusammenhang" zwischen der Fixierung auf den Börsengang und dem Chaos in diesem Winter.

Füglistaler widersprach Bahn-Personenverkehrschef Ulrich Homburg, der den härtesten Winter seit 40 Jahren als eine der Ursachen der Verspätungen sieht. "Es kommt weniger auf das Wetter an als auf die richtige Vorbereitung, die Organisation und vor allem die Ressourcen." Die Frage sei, ob man vor drei oder fünf Jahren die richtigen Entscheidungen gefällt habe. "Nur wer genügend Ressourcen hat, kann stabil fahren. Bei den Deutschen ist hier offensichtlich etwas schief gelaufen, das rächt sich jetzt", urteilte Füglistaler. Normalerweise liege die Pünktlichkeit der Schweizer Eisenbahn bei 98 Prozent. "An einem schlimmen Tag werden es zuletzt etwa 80, 90 Prozent gewesen sein", sagte er. Bei der Deutschen Bahn war um Weihnachten zeitweise nur jeder fünfte ICE pünktlich gefahren. Bei der Eisenbahn habe man nur mit einer sehr langfristigen Perspektive Erfolg, sagte Füglistaler. Eine Privatisierung der Schweizerischen Bundesbahn plane das Land nicht: "Sie soll glückliche Kunden und viele Güter transportieren." Zwar sei auch ein wirtschaftlicher Betrieb wichtig. "Wir haben aber nicht in erster Linie im Kopf, dass sie viel Gewinn machen soll."

Von einer Privatisierung hält Füglistaler nichts. "Der Investor zieht dann Geld aus dem System, darüber muss man sich klar sein. Jeder Gewinn geht auf Kosten der Ressourcen." Eine mehrheitlich in der Hand des Staates befindliche Bahn "macht das System einfach billiger". Die Orientierung an Gewinn und Börse seien nur dort sinnvoll, wo es um ein kurzfristiges Geschäft gehe, etwa bei Güterverkehr und Logistik. "Das Netz und der gesamte Fernverkehr sollten in der Hand eines staatlichen Unternehmens sein, bei uns ist das die SBB." Der deutschen Regierung empfahl Füglistaler die LKW-Maut "deutlich" heraufzusetzen. "Wenn man wirklich den Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern will, muss man den Aussagen Taten folgen lassen."

Quelle: Der Tagesspiegel

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