Atomexperte sieht im AKW Saporischschja weitere Risiken
Archivmeldung vom 04.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMichael Sailer, international renommierter Experte für die Sicherheit von Atomkraftwerken, warnt vor unabsehbaren Gefahren aufgrund der Entwicklung im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja.
"Die Lage ist noch unübersichtlich. Unabhängig davon, wie sich die Dinge heute entwickeln, sehe ich Risiken, die mir ernsthafte Sorgen bereiten", sagte Sailer dem "Handelsblatt".
"Auch wenn der Reaktorbetrieb stabil bleiben sollte, sind die Gefahren immens", warnte Sailer.
Der Experte verweist auf die großen Lager für abgebrannte Brennelemente, die in Saporischschja in unmittelbarer Nähe der Reaktoren stehen. Die Brennstäbe müssten permanent mit Wasser gekühlt werden, sagte Sailer.
"Sollte das Kühlwasser - etwa aufgrund von Explosionen oder durch Beschuss - austreten, wäre die Kühlung der Brennelemente gestört oder würde komplett ausfallen. Es ließe sich dann kaum mehr vermeiden, dass es nach wenigen Tagen zu einer massiven Freisetzung von Radioaktivität käme", sagte Sailer. Außerdem gebe es in Saporischschja auch ein Behälterlager ohne Kühlwasser.
"Auch dort könnte ein massiver Beschuss zu Radioaktivitätsfreisetzungen führen", sagte Sailer. Auch ein Worst-Case-Szenario ist nach Sailers Einschätzung nicht auszuschließen: "Sollte die Stromversorgung zusammenbrechen und sollten gleichzeitig die Notstromaggregate an den Atomkraftwerken ausfallen, ließe sich. eine Kernschmelze kaum mehr aufhalten. Dann hätten wir ein zweites Fukushima", warnte er. Der langjährige Chef des Öko-Instituts war bis 2019 Vorsitzender der Entsorgungskommission (ESK) und von 1999 bis 2014 Mitglied der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK). Sailer gehörte auch dem Scientific & Technical Committee von EuroATOM an.
Quelle: dts Nachrichtenagentur