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Weltwirtschaftsforums-Gründer Klaus Schwab warnt vor Auseinanderbrechen Europas

Archivmeldung vom 15.12.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.12.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Klaus Schwab Bild: Atlantic Council, on Flickr CC BY-SA 2.0
Klaus Schwab Bild: Atlantic Council, on Flickr CC BY-SA 2.0

Der Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, betrachtet den Zustand der Europäischen Union mit großer Sorge und warnt vor einem Auseinanderbrechen des Kontinents. "Europa steht am Scheideweg. Der Umgang mit Griechenland und die Flüchtlingsfrage testen unsere Solidarität", sagte Schwab der Schwäbischen Zeitung (Mittwoch) in Ravensburg.

"Wir sind zurzeit in einer sehr prekären oder gefahrvollen Periode, weil Strukturen, die unsere Sicherheit und unseren Wohlstand garantiert haben, zu zerfallen drohen." Das Bewusstsein in der EU, Teil einer Schicksalsgemeinschaft zu sein, sei nicht mehr vorhanden. "Viele Mitgliedsländer benutzen Europa in einem eigennützigen Sinn. Sie nehmen das, was ihnen passt und lehnen ab, was ihnen nicht passt." Deutschland, das noch im Falle der Finanzkrise von Griechenland in der Lage gewesen sei, die Dinge in seinem Sinne zu ordnen, sei in der Flüchtlingsfrage auf sich allein gestellt. "Jetzt werden, wenn Sie so wollen, Rechnungen mit Deutschland beglichen", erklärte Schwab, dessen Davoser Jahrestreffen seit Jahrzehnten die weltweit führenden Politiker und Wirtschaftsexperten an einen Tisch bringt.

Schwab plädierte auch für eine internationale Zusammenarbeit von Wirtschaft, Regierungen und Zivilgesellschaft, um die Folgen der globalen Digitalisierung zu analysieren und zu gestalten. Darüber wird zentral vom 20. bis 23. Januar in den Schweizer Alpen diskutiert. "Die Digitalisierung wird alle Bereiche der Wirtschaft erfassen und das in einer rasenden Geschwindigkeit." All das überfordere die Menschen und als Gegenreaktion schotteten sie sich ab. "Die Menschen verstehen die Welt nicht mehr, sie verstehen Europa nicht mehr." Der zunehmende Protektionismus sei Ausdruck des um sich greifenden Egoismus. Letzten Endes führe der zu einem verstärkten Nationalismus. "Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass mehr und mehr populistische Parteien die Macht übernehmen." Mindestens so gefährlich an dieser Entwicklung sei, dass der Erfolg dieser Parteien die gemäßigten Parteien unter Druck setzte, ebenfalls einen nationalistischeren Kurs zu verfolgen. "Wir müssen deshalb versuchen, diese Entwicklungen mit ethischen und gesetzlichen Normen zu begleiten. Das kann nur auf einer weltweiten Basis geschehen."

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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