NROs können nicht die palästinensischen Behörden ersetzen
Archivmeldung vom 09.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Einstellung der Zahlungen an die palästinensischen Behörden durch die EU, Kanada, die USA, Israel und Japan soll die Unterstützung über internationale Hilfsorganisationen, die in Palästina präsent sind, direkt der Bevölkerung zukommen. Für Handicap International ist dieser Ersatz nicht glaubwürdig, da so der Zusammenbruch der öffentlichen Strukturen weiter beschleunigt wird.
Und dies wird dramatische Folgen für die Zivilbevölkerung haben, wie u.a. die WHO befürchtet.
Die palästinensischen Institutionen sind von der internationalen
Hilfe stark abhängig - allein die europäischen Hilfsgelder machen ein
Viertel des Budgets der palästinensischen Behörden aus. Ohne diese
Hilfe werden sie nicht mehr in der Lage sein, ihre administrativen
Aufgaben wahrzunehmen, also den öffentlichen Dienst aufrecht zu
erhalten oder die Angestellten zu bezahlen. Diese Aufgaben kann keine
Nicht-Regierungs-Organisation (NRO) übernehmen. Die NROs übernehmen
für die Bevölkerung wichtige Aufgaben in den Bereichen Ausbildung,
Gesundheit, Soziale Dienste. Sie sind jedoch weder qualifiziert noch
bereit dazu, die Arbeit der palästinensischen Behörden zu ersetzen.
Handicap International kümmert sich seit zehn Jahren um Menschen
mit Behinderung, die zu den verletzlichsten Menschen in Palästina
gehören. Diese sind besonders schwer betroffen von der kritischen
Lage im Land, die sich seit Jahren nicht verbessert: Schwierigkeiten
bei der Umsiedlung, kein Zugang zu spezieller Pflege, extreme
Armut... Nach Angaben der Weltbank leben in den palästinensischen
Gebieten 60 % der Menschen unterhalb der Armutsgrenze - und das schon
vor der Einstellung der Hilfsleistungen!
"Die bisherigen Geberländer sind dafür verantwortlich,
Entscheidungen zu treffen, die diese humanitäre Katastrophe und ihre
Folgen abwenden - ohne sich hinter den
Nicht-Regierungs-Organisationen zu verstecken! Wir sind nicht dafür
zuständig, alle Folgen einer verkommenen diplomatischen Lage zu
kaschieren," sagt François De Keersmaeker, Geschäftsführer von
Handicap International Deutschland. Die palästinensischen Behörden,
Israel und die Internationale Gemeinschaft müssen gemeinsam einen
diplomatischen Ausweg finden, der eine lang anhaltende Fortführung
der humanitären Hilfe für die palästinensische Bevölkerung
ermöglicht.
Quelle: Pressemitteilung Handicap International