Experte hält 1,5-Grad-Ziel für unerreichbar
Archivmeldung vom 25.07.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićUm das 1,5-Grad-Klimaziel noch zu erreichen, hält der Meteorologe Sven Plöger radikale Einschnitte und ein Ende nahezu des gesamten Individualverkehrs für notwendig. "Dieses Ziel werden wir nicht mehr packen. Punkt. Denn die Radikalität der Schritte, die für 1,5 Grad jetzt sofort notwendig wäre, würde vermutlich keine Gesellschaft weltweit mitgehen", sagte Plöger der "Rheinischen Post".
Er fügte ein Beispiel an. "Wir müssten dazu etwa nahezu jeglichen Individualverkehr sofort aufgeben. Ich fürchte, das lässt sich kaum durchsetzen", so der Wetterexperte.
Plöger bezog sich auf Prognosen der Weltorganisation für Meteorologie, wonach mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent schon 2026 die 1,5-Grad-Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter überschritten sein wird. "Wenn wir keinen echten Klimaschutz bis Ende des Jahrhunderts schaffen, werden zehnjährige Dürren mitten in Europa gewöhnlich. Jetzt ist eine fünfjährige Dürre mit kurzer Unterbrechung schon außergewöhnlich", sagte Plöger unter Verweis auf die Klimaforschung.
Die Realität der Klimaveränderungen sieht er als noch nicht ausreichend erkannt: "Ich glaube, dass unsere Gesellschaft noch nicht richtig kapiert hat, wo wir wirklich stehen. Die Entwicklungen werden uns noch überrollen." Aktuell sei bereits eine Erwärmung von 1,2 Grad erreicht. "Auf dem Globus befindet sich sehr viel Wasser, das eine hohe spezifische Wärmekapazität hat, also sehr viel Wärme aufnehmen kann. Dadurch wird der Temperaturanstieg in der Atmosphäre gepuffert. Wenn man nur die Landmassen betrachtet, sind wir jetzt schon bei einer Erwärmung von 2 Grad in Europa, in den Alpen sogar schon über 2 Grad und in der Arktis, wo sich das Eis zurückzieht, schon bei 3 Grad", sagte Plöger. Dennoch warb er dafür, den Optimismus nicht zu verlieren. "Und die physikalischen Möglichkeiten sind ja gegeben. Unter 2 Grad wäre wirklich machbar, wenn wir konsequent handeln", so der Wetterexperte weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur#