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Deutsche-Bank-Chefs sehen Staatsanleihenkäufe durch EZB skeptisch

Archivmeldung vom 22.12.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Lupo / pixelio.de
Bild: Lupo / pixelio.de

Die Co-Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, haben sich gegen breit angelegte Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen. "Ich sehe ein solches Programm für Europa eher skeptisch", sagte Jain in einem Doppelinterview der beiden Bankchefs mit der "Welt am Sonntag".

Ähnlich äußerte sich Fitschen: "Die Schlüsselfrage lautet: Sorgen Anleihenkäufe nachhaltig für mehr Wachstum? Oder profitieren von dieser Maßnahme vor allem einige Akteure an den Finanzmärkten, ohne dass es den gewünschten Effekt für die Gesamtwirtschaft hat?", sagte er der Zeitung. "Hier sollten wir von Japan lernen und nicht dieselben Fehler machen." Die Bankchefs betonten entscheidende Unterschiede zwischen Europa und anderen Ländern, in denen ähnliche Maßnahmen die Wirtschaft durchaus stabilisiert hätten.

"Wenn die nötigen Voraussetzungen gegeben sind, können Wertpapierkäufe Erfolg haben. In den USA war das der Fall", sagte Jain. Dort gebe es einen großen Markt für verbriefte Immobilienkredite. Durch ihre Wertpapierkäufe habe die US-Notenbank Fed die Hypothekenzinsen gesenkt und damit einen Schlüsselsektor der Wirtschaft wiederbelebt. "Diese Voraussetzungen sind in Europa nicht gegeben: Die Hypothekenkredite liegen hier alle in den Bilanzen der Banken", sagte Jain.

Anstelle von Staatsanleihenkäufen würde Jain daher andere Maßnahmen der EZB bevorzugen. "Eine Alternative wäre zunächst, einen großen Verbriefungsmarkt zu fördern", sagte er der Zeitung. "Das würde die Bilanzen der Banken entlasten und gleichzeitig einen Markt schaffen, auf dem die Zentralbank agieren kann."

Die Bankchefs warnen vor überzogenen Hoffnungen in die Geldpolitik. "Europa ist derzeit sehr abhängig von der EZB, das ist richtig. Die Zentralbank kann aber nicht allein für Wachstum und Arbeitsplätze in Europa sorgen", sagte Fitschen. Die Notenbank habe erreicht, dass die Renditen auf Staatsanleihen deutlich gefallen seien und der Euro billiger geworden sei. "Das macht Europa ein Stück weit wettbewerbsfähiger, aber das darf nicht der einzige Kanal sein, auf den wir unsere Hoffnung setzen", so Fitschen.

Von Russland geht derweil nach Einschätzung der Bankchefs keine neue Krisengefahr für das Weltfinanzsystem aus. "Die russische Volkswirtschaft ist heute besser in der Lage, der steilen Abwertung des Rubels zu widerstehen, als dies im Jahr 1998 der Fall war", sagte Fitschen mit Bezug auf die damalige Russland-Krise. Die russische Wirtschaft habe noch annähernd eine halbe Billion US-Dollar an Reserven. Zudem habe der öffentliche Sektor nur einen Bruchteil der Schulden, die er damals hatte. "Klar ist, dass die Sanktionen der Fähigkeit der russischen Unternehmen geschadet haben, ihre Devisenverpflichtungen zu refinanzieren", so Fitschen. "Sie werden daher möglicherweise weitere Hilfen des Staates benötigen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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