Konfliktforscher Paes kritisiert Abzug europäischer Polizisten aus Südsudan
Archivmeldung vom 22.07.2016
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Freigeschaltet durch André OttDie UNO sieht die Moral der UN-Blauhelmmission in Südsudan ernsthaft gefährdet, nachdem Deutschland, Schweden und Großbritannien »ohne vorherige Beratungen« angekündigt hätten, zwölf Polizisten ersatzlos abzuziehen.
"Das ist starker Tobak", sagte Wolf-Christian Paes vom Internationalen Konversionszentrum in Bonn (BICC) der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland". Paes hält zwar die Einschätzung der UNO für übertrieben, "trotzdem stellt sich die Frage, warum europäische Nationen trotz der Lippenbekenntnisse zum UN-Peacekeeping gerade dann die Polizisten abziehen wollen, wenn sich die Situation zuspitzt."
Das BICC bemüht sich in Südsudan um den Aufbau von Institutionen zur Stärkung von Frieden und Sicherheit. "Gerade die Polizisten haben in den vergangenen Wochen bei dem Versuch Zivilisten zu schützen, wichtige Arbeit geleistet", so Paes. "Diese Arbeit nun - wenn es brenzlig wird - den Soldaten und Polizisten aus Entwicklungsländern zu überlassen, ist ein falsches Signal."
Seit dem Waffenstillstand vom 11. Juli ist in der Hauptstadt Juba Ruhe eingekehrt nachdem sich rund um den fünften Jahrestag der Unabhängigkeit am 9. Juli die von Dinka dominierte Armee und die Rebellen bekriegten, trotz eines im August 2015 geschlossenen Friedensabkommens.
"Aus unserer Sicht ist der Frieden, so wie er 2015 in Addis Abeba ausgehandelt wurde, schwer umzusetzen", erklärte Paes. "Dort wurde versäumt zu klären, wie den beiden verfeindeten, bewaffneten Gruppierungen beizukommen ist. Das ist die Conditio sine qua non für einen Friedensprozess." In beiden Lagern gebe es Falken, die den Friedensprozess nicht wollen.
Quelle: neues deutschland (ots)