Ukrainerinnen pendeln zur Abtreibung heim – Gastländer-Gesetze zu streng
Archivmeldung vom 22.05.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićUkrainische Frauen, die wegen des Konflikts in ihrer Heimat nach Osteuropa flüchteten, pendeln regelmäßig zwecks „sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung“ – sprich Abtreibung – in ihre Heimat aus. Laut einem Bericht des „Centre for Reproductive Rights“ (Zentrum für Reproduktive Rechte) werde ihnen das in konservativen Ländern, wie Polen, Rumänien, Ungarn und der Slowakei verwehrt oder es ist zu teuer. Dies berichtet das Portal "AUF1.info".
Weiter berichtet das Portal: "Ukrainerinnen
beklagen, Abtreibungen und die „Pille danach“ könne in ihrer Heimat
jede Frau ohne Hindernisse beanspruchen, in den Gastländern nicht
.
Abtreibung ist Menschenrecht
Der Bericht wirft den erwähnten Ländern vor, Ukrainerinnen die ihnen zustehenden, essentiellen Gesundheits-Leistungen zu erschweren oder gar zu verwehren. Er beruft sich auf Aussagen von 80 Interviews, die zwischen Juli 2022 und April 2023 mit Ukrainerinnen geführt wurden. Demnach sind ukrainische Flüchtlinge mit nachteiligen Verzögerungen, Ängsten, finanziellen Nöten, institutionellem Rassismus und unzureichender Versorgung konfrontiert. Die Gesundheit und das Wohlbefinden dieser Flüchtlinge sei gefährdet, weil der Zugang zu „lebenswichtigen und zeitkritischen Gesundheits- und Unterstützungsdiensten“ nicht gesichert sei.
Keine Zuflucht und Fürsorge
Das verschlimmere den Schaden, den sie in der Ukraine erlitten haben, noch mehr, sagte Leah Hoctor, leitende Regionaldirektorin für Europa beim „Zentrum für Reproduktive Rechte“. Die EU habe versprochen, Flüchtlingen aus der Ukraine Zuflucht und Fürsorge zu bieten. Diese erleben aber oft eine ganz andere Realität. Sie müssen einen Hindernisparcours aus Einschränkungen, Verwirrung, Stigmatisierung und Diskriminierung überwinden, ist sie überzeugt. In Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei herrsche ein restriktives Umfeld.
Zu strenge Gesetze
Folgendes wird kritisiert: Generell brauchen in diesen Ländern unter 18-Jährige das Einverständnis der Eltern für eine Abtreibung. In Polen ist Abtreibung nur dann legal, wenn die Schwangerschaft auf einer Straftat beruht oder wenn das Leben oder die Gesundheit der Frau erheblich gefährdet sind. In Ungarn und der Slowakei auch nicht, die Eingriffe erfolgen chirurgisch. Sie müssen bezahlt werden. Wer das Geld dafür nicht habe, sucht eine „illegale Abtreibung“. Zudem darf ein Abbruch dort nur bis zur 12. Schwangerschaftswoche erfolgen. Danach nur in Ausnahmefällen. In Ungarn sind zusätzlich ein Beratungsgespräch und drei Tage „Nachdenkpause“ erforderlich. In der Slowakei gibt es ähnliche Regeln.
Abtreibungspillen online bei NGOs
In Ungarn und
Polen gibt es die Abtreibungspille nur auf Verschreibung durch einen
Arzt. In der Ukraine kann sie jeder ohne Rezept bekommen. Also bestellen Frauen die Abtreibungs-Pille online
bei NGOs in Europa, die sie anbieten. Oder sie reisen quer durch
Europa, um zu bekommen, was sie wollen. Die Diskriminierung der
Ukrainerinnen erfolge auch über Sprachbarrieren, wird angemerkt. Es gebe
keine Informationen zum Thema auf Ukrainisch, Russisch, Romani oder
Englisch.
Roma und LGBTQ-Diskriminierung
Diese
Benachteiligung gelte insbesondere auch für geflüchtete Roma und
Schwule-Lesben-Bisexuelle-Queere (LGBTQ)-Flüchtlinge. Man begegne ihnen
rassistisch und diskriminierend. Auch im Fall einer Vergewaltigung – die
der Bericht als „Gender-basierte-Gewalt“ bezeichnet – gebe es keine
zureichende Versorgung. Eine interviewte Ukrainerin in Rumänien wird so
zitiert: „Frauen sind verwirrt, sie sprechen die Sprache nicht... Sie
fahren zurück in den westlichen Teil der Ukraine, suchen einen Arzt und
tun, was sie auch früher getan haben“. "
Quelle: AUF1.info