Weber will CO2-Begrenzung für Neuwagen abschwächen
Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber (CSU), will die drohenden Strafzahlungen gegen Autobauer, deren Flotte die CO2-Grenzwerte überschreitet, verhindern. Die Branche stehe "massiv unter Druck", sagte Weber dem "Focus".
"Dass wir der Automobil-Industrie noch Kapital wegnehmen, das sie
braucht, um in die Zukunft zu gehen", sei "extrem schwer vorstellbar".
Die
europäische Politik müsse Strafzahlungen daher rasch auf den Prüfstand
stellen. "Wenn Jobs wackeln, so wie jetzt, kann der Staat die Konzerne
nicht erheblich zur Kasse bitten", sagte Weber. Er plädierte daher für
eine "Revision der Flottengrenzwerte" in der EU. Er wünsche sich, dass
"wir zusammen mit der Kommission Anfang kommenden Jahres über die
Grenzwerte neu diskutieren". Außerdem sprach sich Weber für ein
europäisches Investitionsprogramm zum Ausbau der Lade-Infrastruktur aus.
"Wir können ja nicht erwarten, dass die Autokonzerne Elektroautos
verkaufen, wenn die Infrastruktur nicht da ist".
Die
Flottengrenzwerte sind Teil des "Fit-for-55"-Pakets der Europäischen
Union, mit dem die EU von einem Pfad für eine Erderhitzung von über vier
Grad Celsius auf einen Pfad umsteuerte, mit dem der Klimawandel auf
etwas über zwei Grad Celsius begrenzt werden könnte. Im Durchschnitt
dürfen alle in der EU zugelassenen Neuwagen aktuell 115,1 Gramm CO2 pro
Kilometer ausstoßen. 2025 soll der Wert auf durchschnittlich 93,6 Gramm
und 2030 auf 49,5 Gramm gesenkt werden. Ab 2035 fällt der Wert auf null
Gramm pro Kilometer. Die drohenden Strafen bei Überschreiten der
Grenzwerte sollen einen Anreiz für die Autobauer bieten,
klimafreundliche Fahrzeuge etwa über den Preis attraktiver zu machen.
Mit
Blick auf einen möglichen Handelskonflikt zwischen der EU und den USA
forderte Weber die neue EU-Kommission auf, rasch die Initiative zu
ergreifen. Europa sollte nicht abwarten, sondern noch vor Trumps
Amtsantritt am 20. Januar auf die künftige US-Regierung zugehen "und
selbst ein Angebot machen". Erst vor wenigen Tagen hatte Trump
angekündigt, am Tage seines Amtsantritt Strafzölle gegen Kanada, Mexiko
sowie China zu verhängen. Auch Europa müsse ein solches Szenario
"mitdenken", sagte Weber.
Wirtschaftlich sei Europa "genauso
groß" wie die USA. Daher könne Brüssel "auch sehr selbstbewusst
auftreten". Ein möglicher Ansatzpunkt könne der Energiesektor sein.
Europa brauche Flüssiggas, das die USA liefern könne. Auch
außenpolitisch gebe es gemeinsame Interessen. Europa und die USA müssten
Antworten auf die Herausforderung durch China finden. "Da müssen wir
uns unterhaken und eine gemeinsame Antwort finden". Denn China sei die
"eigentliche Schicksalsfrage für die Wirtschaft in Europa und den USA".
Quelle: dts Nachrichtenagentur