Landminen Monitor 2021: Zahl der Opfer um 21% gestiegen
Archivmeldung vom 10.11.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.11.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Landminen Monitor 2021 meldet das sechste Jahr in Folge eine außergewöhnlich hohe Zahl von Opfern durch Landminen, explosiven Kriegsresten und improvisierten (selbstgebauten) Minen. Für das Jahr 2020 verzeichnet der Monitor 7.073 Opfer. Dies ist ein Anstieg um 21% gegenüber dem Vorjahr. 80% der Opfer sind Zivilisten.
Nach Angaben von Handicap International (HI) wurden die meisten getöteten oder verletzten Menschen in Syrien und Afghanistan erfasst. Insgesamt gab es Minenopfer in 50 Ländern. Die Hilfsorganisation, die für den Kampf gegen Landminen zusammen mit anderen Organisationen den Friedensnobelpreis erhielt, fordert die internationale Staatengemeinschaft zu mehr Engagement auf. Anlässlich der jährlichen Konferenz zum Minenverbotsvertrag vom 15. bis 19. November in Den Haag müsse das humanitäre Völkerrecht durchgesetzt und der Druck auf Konfliktparteien erhöht werden, um so den Einsatz dieser grausamen Waffen zu beenden. HI weist außerdem darauf hin, dass die Corona-Pandemie Entminungsaktionen, Risikoaufklärung und die Behandlung von Minenopfern stark eingeschränkt hat.
Die internationale Landminenkampagne erstellt jährlich den Landminen Monitor und bewertet die Umsetzung des Ottawa-Vertrages. Dieser verbietet den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Antipersonenminen. Der Bericht umfasst die Zahlen für das Kalenderjahr 2020 und enthält teilweise Informationen bis Oktober 2021. Der Monitor zeigt, dass die Zahlen weiter angestiegen sind. 2020 gab es 19 Opfer pro Tag. Insgesamt wurden fast 1.900 Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt. Die Dunkelziffer liegt aber vermutlich noch weit darüber, da die Zahlen in vielen Staaten und Gebieten nur schwer erfasst werden können. Besonders viele Vorfälle registrierten die Expert*innen in folgenden Ländern: In Syrien, (2.729), Afghanistan (1.474), Mali (368), Jemen (350), Myanmar (280), Ukraine (277), Nigeria (226), Kolumbien (167), Irak (161) und Burkina Faso (111).
Neuer Einsatz von Minen in mindestens sechs Ländern
"Wir sind zutiefst besorgt, dass die Zahl der Minenopfer das sechste Jahr in Folge außergewöhnlich hoch ist", sagt Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland. "Dies ist vor allem auf die aktuellen Konflikte und den intensiven Einsatz von improvisierten Minen zurückzuführen. Dies bedeutet, dass viele Gebiete neu verseucht wurden und langwierige komplexe Räumungsmaßnahmen erforderlich sind", so Fischer weiter. Der Landminen Monitor bestätigt Einsätze von Landminen durch Regierungstruppen in Myanmar zwischen Mitte 2020 und Oktober 2021. Im gleichen Zeitraum wurde darüber hinaus in mindestens sechs Ländern der Einsatz von Landminen durch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen festgestellt: Afghanistan, Kolumbien, Indien, Myanmar, Nigeria und Pakistan.
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf humanitäre Minenaktion
Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie hatten im Jahr 2020 schwerwiegende Auswirkungen auf die humanitäre Minenaktion. Durch zahlreiche pandemiebedingte Einschränkungen konnten Minenüberlebende viele Rehabilitations- und Sozialleistungen nicht in Anspruch nehmen. Die Minenräumung wurde zeitweise ausgesetzt, ebenso wie die Risikoaufklärung. "Die Vertragsstaaten der Ottawa-Konvention haben sich das Ziel gesetzt, bis 2025 eine minenfreie Welt zu erreichen - dies wird nur gelingen, wenn alle Staaten ihr Engagement im Kampf gegen Landminen erhöhen", so Eva Maria Fischer.
Der Ottawa-Vertrag
Der Ottawa-Vertrag verbietet den Erwerb, die Herstellung, die Lagerung, den Handel und den Einsatz von Antipersonenminen. Der Vertrag wurde am 3. Dezember 1997 zur Unterzeichnung aufgelegt und trat am 1. März 1999 in Kraft. Insgesamt sind 164 Staaten dem Vertrag beigetreten, ein Staat (die Marshallinseln) hat den Vertrag zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert.
Quelle: Handicap International e.V. (ots)