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Ehemalige UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte: "Ich habe niemals mit den Opfern geweint"

Archivmeldung vom 07.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Carla Del Ponte (2014), Archivbild
Carla Del Ponte (2014), Archivbild

Bild: Eigenes Werk /OTT

"Es ist auf der ganzen Welt eine schlechte Zeit für Menschenrechte" - die ehemalige UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte bedauert, dass manche Kriegsverbrecher wie etwa in Syrien sich nicht für ihre Taten verantworten müssen. Die Hoffnung will die 74-Jährige aber nicht aufgeben: "Kriegsverbrechen verjähren nicht. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich der politische Wille der Staaten eines Tages ändert und man die Verantwortlichen doch noch zur Rechenschaft ziehen wird."

An diesem Montag erscheint Carla Del Pontes Buch "Ich bin keine Heldin! Mein langer Kampf für Gerechtigkeit". Im Interview mit der Tageszeitung "nd.DerTag" (Montagausgabe) spricht sie über ihre Arbeit als Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für die Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien und für den Völkermord in Ruanda. Dabei war sie mit monströsen Verbrechen konfrontiert.

"Aber ich habe niemals mit den Opfern geweint", so Del Ponte. "Ich hatte immer nur im Kopf, wie ich die Täter verhaften kann und was ich in die Anklageschrift schreibe. Dazu brauchte ich einen klaren Kopf und keine Gefühle." Del Ponte begründet im Interview auch ihren Rückzug 2017 aus der Syrien-Kommission. Damals habe sie "die Gleichgültigkeit der Weltgemeinschaft gegenüber der internationalen Justiz, der Gerechtigkeit und den Menschenrechten zutiefst frustriert". Dass noch immer viele Verbrechen ungesühnt bleiben, belastet sie aber nicht. "Ich habe mein Leben lang für die Gerechtigkeit gekämpft. Ich habe alles getan, was ich konnte. Und ich muss gestehen, dass ich gehofft hatte, viel mehr zu bewirken. Aber jetzt sollen sich andere darum kümmern und meine Arbeit fortsetzen."

Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)

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