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Chef der Vatikan-Finanzaufsicht: Kampf gegen Geldwäsche geht weiter

Archivmeldung vom 18.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Vatikan: Blick vom Petersplatz über die Piazza Retta auf die Fassade des Petersdomes
Vatikan: Blick vom Petersplatz über die Piazza Retta auf die Fassade des Petersdomes

Foto: Lora Beebe
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

René Brülhart, Direktor der Finanzaufsicht AIF des Vatikans, geht davon aus, dass unter dem neuen Papst Franziskus der Kampf gegen die Geldwäsche im Vatikan weitergehen wird. "Ich glaube, es gibt kein Zurück", sagte Brülhart im Interview mit dem "Spiegel".

Seit 2010 gebe es ein klares Bekenntnis der Kirche zum Kampf gegen die Geldwäsche. Während der Sedisvakanz habe er kein Zeichen der Umkehr erhalten. "Ganz im Gegenteil, es ist eine positive Bewegung in Gang gekommen, die auch weitergehen wird", sagte Brülhart.

Der Schweizer Jurist und international renommierte Anti-Geldwäsche-Experte leitet seit fast einem halben Jahr die AIF und soll das "Institut für die religiösen Werke" (IOR) – die Vatikanbank – vom Ruch der Geldwäsche befreien.

Im Sommer 2012 attestierte Moneyval, der Expertenausschuss des Europarats, in einem Bericht Fortschritte in der Geldwäschebekämpfung, listete aber immer noch schwere Mängel, etwa bei den Kontrollmöglichkeiten der AIF, auf. Brülhart kündigte Verbesserungen in diesem Bereich an. "Im nächsten Schritt müssen wir, wie gefordert, den rechtlichen Rahmen des Kontrollsystems im Aufsichtsbereich des IOR stärken", sagte Brülhart. Der Vatikan müsse verstehen, dass auch er anfällig für Geldwäsche sein könne.

Die Aufgabe seiner Behörde sei es, so Brülhart im "Spiegel", "Geldwäsche aufzudecken und zu verfolgen, wo sie stattgefunden hat und zu verhindern, wo sie droht". Das Abwehrsystem beginne zu greifen. Interne Transparenz sei kein Schreckgespenst, im Gegenteil stärke und schütze sie auch das IOR.

Zum Kampf gegen die Geldwäsche gebe es für den Vatikan keine Alternative, die Kirche stehe immer im Scheinwerferlicht. "In einer veränderten Medienwelt muss der Vatikan sein Handeln aufklären und erklären", sagte der AIF-Direktor. Die katholische Kirche stehe für moralische Werte und vertrete 1,2 Milliarden Gläubige weltweit. "Die Kirche stärkt ihre moralische Position, wenn sie glaubhaft und öffentlich das weltliche Übel Geldwäsche bekämpft", sagt Brülhart.

Geißler: Unter Papst Franziskus wird katholische Kirche wieder mehr zur Volkskirche

Der neue Papst Franziskus wird nach Ansicht des einstigen CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler eine gravierende Veränderung des Selbstverständnisses der katholischen Kirche auslösen. Geißler schrieb in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin "Focus", es gebe "die begründete Hoffnung", dass sich Franziskus "für innerkirchliche Reformen, vor allem die Rechte der Frauen, einsetzt, die kuriale Hegemonie beendet und den theologischen Dogmentempel mit päpstlicher Unfehlbarkeit und Jungfrauengeburt endlich ausräumt".

Bereits der Name Franziskus sei für die Kurie "eine Provokation" und das Leben des Papstes verkörpere "eine Herausforderung für eine satt gewordene und bürokratisch erstarrte Amtskirche". Die Wahl des Konklaves versteht der ehemalige Jesuitenschüler Geißler als "eine Absage an die von seinem Vorgänger betriebene Spiritualisierung des Evangeliums" sowie an dessen "Missachtung der Gleichwertigkeit der Nächstenliebe und der Gottesliebe". Die katholische Kirche werde jetzt wieder mehr zur "Volkskirche".

Große Mehrheit glaubt: Franziskus wird ein guter Papst

Die große Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Franziskus ein guter Papst sein wird. Laut einer Emnid-Umfrage für "Bild am Sonntag" sind 79 Prozent der Katholiken und 69 Prozent aller Deutschen dieser Überzeugung, 14 Prozent glauben das nicht. 88 Prozent finden es gut, dass der neue Papst nicht aus Europa stammt. Einsetzen soll sich Franziskus vor allem gegen Armut (96 Prozent), für die Aufklärung von Missbrauchsskandalen (95 Prozent) sowie für die Abschaffung des Zölibats (74 Prozent) und das Priesteramt für Frauen (74 Prozent).

Am Dienstag wird Papst Franziskus in einer feierlichen Messe die Insignien der Macht erhalten. Mit dabei in Rom: Kanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Wirtschaftsminister Philipp Rösler. Der FDP-Chef verbindet mit dem neuen Papst die Hoffnung auf einen Neuanfang in der katholischen Kirche. Rösler sagte "Bild am Sonntag": "Der Name Franziskus ist Programm. Demut und Bescheidenheit - genau das braucht die katholische Kirche jetzt, um die Schwierigkeiten der Vergangenheit zu bewältigen und Kraft für einen Neuanfang zu finden." Emnid befragte am 14. März 2013 bundesweit 504 Personen.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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