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Jean Ziegler: "Hunger ist Massenmord"

Archivmeldung vom 07.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Jean Ziegler (2011)
Jean Ziegler (2011)

Lizenz: hotograph by Rama, Wikimedia Commons, Cc-by-sa-2.0-fr
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Laut UNO-Statistik verhungert in der südlichen Hemisphäre alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren, beklagt der Schweizer Soziologe Jean Ziegler in einem Interview der in Berline erscheinenden überregionalen Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe).

"Eine Milliarde Menschen sind permanent schwerstens unterernährt." Der langjährige UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und heutige Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats nennt Hunger einen "Massenmord", für den "die weltweite Diktatur der Oligarchien des globalisierten Finanzkapitals" verantwortlich sei. "Die 500 größten transkontinentalen Privatkonzerne kontrollierten im vergangenen Jahr 52,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes. Sie haben eine Macht, politisch, ökonomisch, finanziell und ideologisch, wie sie noch kein König, kein Kaiser, kein Papst in der Geschichte der Menschheit je innehatte. Sie entfliehen jeglicher nationalstaatlicher, internationaler und gewerkschaftlicher Kontrolle. Sie bestimmen die Güterverteilung", so Ziegler.

Ziegler fordert den Sturz der gegenwärtigen Weltordnung, die er eine "kannibalische" nennt. Überall formiere sich Widerstand. "Eine neue planetarische Zivilgesellschaft ist im Entstehen." Dazu zählt der bekannte Globalisierungskritiker u.a. Attac, Greanpeace und die Landlosenbewegung.

Vom Deutschen Bundestag konkret erhofft sich Ziegler ein Verbot der Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel. Von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erwartet er, dass jener im Juni in Washington auf der Generalversammlung des Weltwährungsfonds "einmal nicht für die Gläubigerbanken in Frankfurt und London stimmt, sondern für die hungernden Kinder und für eine Totalentschuldung der 50 ärmsten Länder der Welt."

Quelle: neues deutschland (ots)

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