Bundestag will Völkermord an den Armeniern auch so bezeichnen
Archivmeldung vom 17.05.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz der Proteste der Türkei will der Bundestag in seiner Sitzung am 2. Juni die Vertreibung und Vernichtung von Armeniern durch das Osmanische Reich offiziell als Völkermord verurteilen. Cem Özdemir, Grünen-Vorsitzender und Initiator des Antrags sagte "Bild am Sonntag": "Es kann schon sein, dass es Ärger aus Ankara gibt. Aber der Bundestag lässt sich nicht von einem Despoten wie Herrn Erdogan erpressen." Die Dokumente des Auswärtigen Amtes über die Massaker an den Armeniern seien eindeutig.
"Nach dem Beschluss des Bundestags wird es für die Türkei viel schwerer, den Völkermord noch länger zu leugnen." Bereits im Titel des gemeinsamen Antrags von Union, SPD und Grünen wird der von Ankara scharf abgelehnte Begriff Völkermord erwähnt. Die Überschrift der Bundestagsdrucksache lautet nach Informationen von "Bild am Sonntag": "Erinnerung und Gedenken an den Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich vor 101 Jahren."
Mit Blick auf die schwierigen Verhandlungen in der Flüchtlingskrise warnte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann vor einer falschen Rücksichtnahme gegenüber Ankara: "Deutschland trägt als ehemaliger Hauptverbündeter des Osmanischen Reiches eine besondere historische Verantwortung. Das gilt völlig unabhängig von den tagespolitischen Diskussionen in der Flüchtlingskrise. Ich bin gegen einen devoten Umgang mit Erdogan. Wir sollten hier keine falschen Rücksichten nehmen."
Für Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) kann der Völkermord-Beschluss zu einer Aussöhnung beitragen: "Wir wollen an der Aufarbeitung mit dem Ziel mithelfen, das Trennende zwischen Armeniern und der Türkei zu überwinden."
Mit Unterstützung der Bundesregierung wollen der Komponist Marc Sinan und der Intendant der Dresdner Sinfoniker, Markus Rindt, eine deutsch-türkisch-armenische Freundschaftsgesellschaft gründen. Kulturprojekte sollen den Völkermord aufarbeiten, Armenier und Türken aussöhnen.
Grünen-Chef Özdemir: Flüchtlingsdeal hat EU erpressbar gemacht
Grünen-Parteichef Cem Özdemir attackiert die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin. "Die Liste der Fehler von Frau Merkel ist lang: Ob es die alleinige Festlegung auf einen Deal mit einem zunehmend autoritären Herrscher Erdogan ist oder das anfängliche Nein zu Beitrittsverhandlungen und Aufhebung des Visumszwangs, um unter dem Druck der Flüchtlingsfrage einen radikalen Kurswechsel vorzunehmen. Der Deal hat die EU erpressbar gemacht." Die Bundeskanzlerin trage dafür maßgeblich Verantwortung. "Flüchtlinge sind zum Spielball in Erdogans Machtspielchen geworden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur