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Tochter von Timoschenko erhebt schwere Vorwürfe gegen ukrainische Behörden

Archivmeldung vom 17.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Julija Wladimirowna Timoschenko Bild: European People's Party / de.wikipedia.org
Julija Wladimirowna Timoschenko Bild: European People's Party / de.wikipedia.org

Die Tochter der inhaftierten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko wirft den Behörden Erpressung und Folter ihrer Mutter vor. Jewgenija Timoschenko sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", die Gefängnisärzte verweigerten ihrer Mutter trotz heftiger Rückenbeschwerden Schmerzmittel, fälschten ihre Diagnosen, und ermöglichten damit stundenlange Verhöre. Ihre Mutter könne seit drei Monaten nicht mehr vom Bett aufstehen. Die Mediziner versuchten, sie zu erpressen: Sie bekomme die benötigte Arznei nur, wenn sie auf ihre Forderungen eingehe.

"Meine Mutter muss mit akuten Schmerzen zu Verhören, obwohl sie nicht einmal sitzen kann. Jeden Tag, bis zu zwölf Stunden. Das ist Folter. Mittelalter."

Julia Timoschenko wurde im Oktober 2011 wegen angeblichen Machtmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt. Laut Gericht soll sie zu hohe Gaspreise an Russland bezahlt haben. Die EU hält das Urteil für politisch motiviert.

Nach Ansicht von Jewgenija Timoschenko will Präsident Viktor Janukowitsch mit der Inhaftierung ihrer Mutter seine wichtigste Konkurrentin vor den Parlamentswahlen im Oktober ausschalten. Der Präsident kontrolliere die Justiz. Als Motiv spiele auch Rache eine Rolle. Ihre Mutter hatte im Wahlkampf mehrfach darauf angespielt, dass Janukowitsch als junger Mann zweimal wegen Gewaltdelikten in Haft saß. Die Gefängnisbehörden werfen Timoschenko vor, sie simuliere ihre Krankheit.

Am Dienstag konnte erstmals eine internationale Ärztekommission die Gefangene im Straflager im ostukrainischen Charkow untersuchen, darunter zwei Mediziner aus der Charité in Berlin. Das Ergebnis wurde zunächst in einem verschlossenen Umschlag deponiert. Laut Jewgenija Timoschenko hängt viel von der Diagnose ab: Die Gefängnisleitung habe ihrer Mutter angedroht, sie in ein Arbeitslager zu verlegen. Die einstige Revolutionärin hat laut ihrer Tochter trotz Schmerzen ihren kämpferischen Geist behalten. Sie arbeite jeden Tag, schreibe Artikel und versuche, aus dem Gefängnis heraus die ukrainische Opposition zu einen: "Sie gibt nicht auf."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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