Ifo-Konjunkturchef: Euro-Austritt Italiens nicht ausgeschlossen
Archivmeldung vom 13.03.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Konjunkturchef des ifo-Instituts, Kai Carstensen, hält einen Austritt Italiens aus der Euro-Zone für nicht ausgeschlossen. "Wir kommen dem Punkt näher, an dem sich große Teile der Bevölkerungen in den Krisenländern vom Euro abwenden, weil sie die Anpassungslasten vermeiden wollen, die mit einer internen Abwertung der Löhne und Preise einhergehen", sagte Carstensen "Handelsblatt-Online".
Die Alternative sei eine externe Abwertung über den Wechselkurs, wie Italien es vor Beginn der Währungsunion immer wieder gemacht habe. "Es hätte eine gewisse Logik, wenn mit Italien ein Land diesen Schritt geht, das bisher nicht von den Rettungsgeldern des ESM abhängt und auch keine geplatzte Immobilienblase zu verkraften hat", sagte Carstensen.
Der ifo-Experte äußerte sich vor dem Hintergrund der Austritts-Spekulationen des Überraschungssiegers der italienischen Parlamentswahl, Beppe Grillo, der nach eigenen Worten nicht an einen Verbleib seines Landes in der Euro-Zone glaubt. "De facto ist Italien doch schon aus dem Euro raus", sagte der Chef der "Fünf Sterne"-Bewegung dem "Handelsblatt". Er gehe davon aus, dass auch die nordeuropäischen Staaten Italien nur so lange halten würden, bis sie die Investitionen ihrer Banken in italienische Staatsanleihen hereingeholt hätten. "Dann werden sie uns fallen lassen wie eine heiße Kartoffel."
Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, warnte unterdessen vor einem Euro-Austritt Italiens. "Da der Euro viel eher ein politisches Unterfangen ist als ein ökonomisches, würde jede Verkleinerung des Währungsgebietes, egal wie groß der Austrittskandidat wäre, der Glaubwürdigkeit der Währung einen sehr schweren Schlag versetzen", sagte Kater.
Grillo warf er vor, mit seiner "Fünf-Sterne"-Bewegung das verkrustete italienische Politiksystem ändern zu wollen und sich dabei "in populistischer Weise" des Euro als "Sündenbock" für die Probleme des Landes zu bedienen. Grillo werde an den Märkten als "schriller Außenseiter" angesehen, sagte Kater weiter.
Selbst der hohe Wähleranteil führe bei Marktteilnehmern nicht zu der Einschätzung, dass seine extremen Forderungen umgesetzt würden. "Das zeigen die geringen Marktreaktionen auf seine Äußerungen wie auch auf das Wahlergebnis insgesamt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur