Scholz sieht Chance auf dauerhaften Frieden in Kurdenfrage
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Aufruf des inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan zur Niederlegung der Waffen und Auflösung der PKK begrüßt. "Die PKK ist eine in Deutschland verbotene terroristische Vereinigung, ihr Kampf hat bereits viel zu viele Opfer gefordert", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Donnerstag.
Der Aufruf von Öcalan biete jetzt endlich eine Chance, diesen
gewaltsamen Kampf zu überwinden und zu einer "dauerhaft friedlichen
Entwicklung" in der Kurdenfrage zu gelangen.
Der inhaftierte
PKK-Anführer Abdullah Öcalan hatte die kurdische Arbeiterpartei zum Ende
des bewaffneten Kampfes in der Türkei aufgerufen. Bisher kämpft sie in
der Türkei und auch in einigen angrenzenden Ländern für die politische
Autonomie von Kurdengebieten. Sie gilt unter anderem in der Türkei, der
EU sowie den USA als Terrorvereinigung.
Die Türkische und
kurdische Gemeinde in Deutschland reagierte erleichtert auf die
Entscheidung. "Ich finde den Aufruf gut. Jeder Friedensaufruf ist in
dieser kriegerischen Zeit richtig", sagte der Vorsitzende der Türkischen
Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, dem "Redaktionsnetzwerk
Deutschland". "Wir können nur hoffen, dass der Aufruf auch zum Erfolg
führt und die Waffen tatsächlich niedergelegt werden."
Sofuoglu
fügte hinzu: "Das Kurdengebiet kennt seit rund 50 Jahren nur den
Ausnahmezustand. Jetzt besteht die Chance, dass es sich entwickelt und
sich ein möglicher Frieden auf das gesamte Kurdengebiet auswirkt." Der
Vorsitzende der Türkischen Gemeinde rechnet damit, "dass ein
Friedensschluss auf jeden Fall auch Auswirkungen auf das Leben in
Deutschland hätte". Allerdings könnte die Entspannung hier etwas länger
dauern. "Türken und Kurden verstehen sich zwar gut. Aber der Graben
zwischen ihren Organisationen ist relativ tief." Dabei nannte er neben
der PKK die türkische Partei MHP. Letztere gilt als ultranationalistisch
beziehungsweise rechtsextrem.
Der Vorsitzende der Kurdischen
Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, begrüßte den Aufruf
ebenfalls. "Damit nimmt man der Türkei eine Waffe aus der Hand, mit der
sie das gesamte kurdische Volk unterdrückt und kriminalisiert hat",
sagte er dem RND. "Denn jeder Kurde, der für demokratische Rechte
eingetreten ist, wurde bisher als Terrorist behandelt - egal, ob er
Mitglied der PKK war oder nicht. Ich selbst kann zum Beispiel seit zehn
Jahren nicht mehr in die Türkei einreisen, obwohl ich mit der PKK
überhaupt nichts zu tun habe."
Toprak sagte weiter: "Jetzt muss
Deutschland dazu beitragen, dass die demokratischen und kulturellen
Rechte der Kurden von der Türkei endlich respektiert und anerkannt
werden. Das PKK-Verbot macht unter diesen Umständen keinen Sinn mehr."
Überdies müsse Deutschland darauf drängen, dass die Türkei "nicht mehr
ständig die Kurden in Syrien angreift. Die Kurden müssen vielmehr in
allen Ländern, in denen sie leben, die Möglichkeit haben, für ihre
kulturellen und politischen Rechte einzustehen."
In Deutschland
leben rund 2,7 Millionen Menschen, die aus der Türkei stammen. Davon
sind nach Angaben der Kurdischen Gemeinde mindestens 1,2 Millionen
türkischstämmige Kurden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur