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Isolationszellen für Schüler

Archivmeldung vom 19.05.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.05.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Die britische Regierung will in Weiterführung des Kampfs gegen anti-soziales Verhalten nun auch gegen die "Kultur der Respektlosigkeit" bei der Jugend vorgehen TELEPOLIS: berichtet

Mit ihren Jugendlichen hat die britische Gesellschaft schon länger Probleme. Zumindest versucht die Regierung schon seit Jahren, mit immer schärferen Mitteln nicht nur gegen Jugendkriminalität und Gewalttätigkeit, sondern auch gegen rüpelhaftes oder "anti-soziales" Verhalten vorzugehen (Einmal fluchen und ab ins Gefängnis). Premier Tony Blair forderte erst vor kurzem von der Jugend "mehr Respekt". Im Innenministerium wurde nach der Wahl der Posten eines Staatssekretärs für antisoziales Verhalten (aber auch für Terrorismus und allgemein für Verbrechensbekämpfung) eingerichtet. Hazel Blears, die als erste diesen Posten einnimmt, hat einen Kampf gegen die "Kultur der Respektlosigkeit" ausgerufen, die von Fluchen, Spucken oder auch Nachlässigkeit der Eltern

Blears forderte die Eltern auf, streng darauf zu achten, die Kinder rechtzeitig ins Bett zu bringen. Wichtig sei es, ein normales Familienleben zu führen und beispielsweise gemeinsam zu essen. Auf der einen Seite sollen Toleranz und Achtung des Mitmenschen gefördert werden, aber der "praktische Teil ist, dass man nicht auf sie spuckt, dass man sie nicht beschimpft und dass man sich nicht zu einer Gruppe zusammen rottet und Menschen einschüchtert, die schwächer sind".

Und die Eltern sollten auch darauf achten, was die Kinder anziehen. So seien Kapuzen (hoodies) nicht erwünscht, durch die Kinder und Jugendliche ihr Gesicht verbergen und so beispielsweise nicht über Überwachungskameras identifiziert werden können. Das Kopftuchverbot könnte so noch eine andere Nuance erhalten. Schon zuvor hatte sich Premierminister Tony Blair hinter die Entscheidung eines Einkaufszentrums in Kent gestellt, das neuerdings Jugendlichen mit "hoodies" den Eintritt verwehrt. Blair sagte, er wolle die Wiederherstellung des "Respekts" für Andere zu einem zentralen Thema seiner dritten Amtszeit machen.

Die Menschen hätten genug von Vandalismus, Graffitis, "binge-drinking" und Dieben auf den Straßen und in den Einkaufszentren. Eine kleine Minderheit ängstige und verärgere die gesetzestreue Mehrheit. Seine Regierung werde ein "deutliches Zeichen" setzen, dass ein solches "respektloses und halbstarkes Verhalten" (yobbish) nicht mehr toleriert werde. Auch Blair führte das Problem auf das "Familienleben" zurück, da manche Kinder ohne wirkliche Erziehung und ohne einen "angemessenen Sinn für Disziplin" aufwachsen.

People are rightly fed up with street corner and shopping centre thugs, yobbish behaviour, sometimes from children as young as 10 or 11, whose parents should be looking after them, of Friday and Saturday night binge drinking that makes our town centres no-go areas for respectable citizens, of the low level graffiti, vandalism and disorder that is the work of a very small minority, it is true, but makes the law abiding majority afraid and angry.

Tony Blair am 12. Mai

Als praktische Maßnahme schlug Hazel Blears, die damit ihren Einstand geben wollte, in einem Gespräch vor, dass Jugendliche, die zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurden, dies in entsprechender Kleidung tun sollten. Mit den so identifizierbaren Straftätern würde die Öffentlichkeit auch sehen können, dass das Recht umgesetzt wird. Die Jugendlichen müssten nicht wie in den USA Steine schlagen und angekettet sein, aber sie sollten zumindest für alle sichtbar etwas Nützliches tun.

Für den Vorschlag, Jugendliche in gut erkennbarer Strafkleidung die gemeinnützige Arbeit ausführen zu lassen und damit an den Pranger zu stellen, erntete Blears freilich Kritik und Spott. Auch bei der Polizei stieß die Idee auf Ablehnung, weil dies keine abschreckende Wirkung habe. Es hieß zunächst von Regierungsseite, Blears habe nur "laut gedacht", danach stellte sich ein Sprecher von Tony Blair doch wieder hinter Blears und sagte, diese habe ihre Vorschläge im Rahmen der notwendigen nationalen Debatte über die Wiederherstellung von Respekt gemacht.

Disziplinierung der Schüler

Dafür werden auch an anderen Orten neue Ideen ausgebrütet, wie die renitenten Kinder und Jugendlichen diszipliniert werden könnten, wenn die elterliche Erziehung versagt und die staatlichen Institutionen damit nicht mehr klar kommen. Zunehmend aggressiver scheinen auch die Schüler zu werden. Die Lehrer können sie nicht mehr bändigen, gleichzeitig fällt die Leistung der Schüler ab, weil der Unterricht von wenigen Unruhestiftern, die die Aufmerksamkeit binden, für alle gestört wird. Lehrer würden von Schülern tätlich angegriffen, Lehrerfamilien seien auch von erzürnten Eltern Drohungen und Terror ausgesetzt. Erst Ende April hatten sich Lehrer auf einer Versammlung der National Association of Head Teachers (NAHT) beklagt, dass es so nicht weiter gehen könne.

Sir Dexter Hutt, der bereits auf Vorschlag von Tony Blair wegen seiner Erziehungsmethoden in den Adelsstand erhoben wurde, war wieder kreativ und hat eine neue Disziplinierungsmaßnahme in drei Schulen in Birmingham eingeführt, denen er als Direktor vorsteht. Renitente Schüler werden während der Schulzeit in Isolationsräume oder -zellen eingesperrt. Da für manche Schüler, so Hutt, "soziale Interaktion wichtiger als Arbeiten ist", würden sie in der Isolationszelle empfindlich bestraft.

Schüler, die zweimal verwarnt werden, müssen eine Stunde in die Isolationszelle. Wer es zu wild treibt, wird einen Tag eingesperrt. Schüler, die vier Mal wegen ihres Betragens verwarnt wurden, können bis zu drei Tage während der Schulzeiten in die Isolationszellen eingesperrt werden. Sie dürfen sie nur verlassen, um aufs Klo zu gehen. Essen wird ihnen gebracht. Die Isolationsräume enthalten sechs solcher Zellen, die so abgedichtet sind, dass die Insassen mit ihren Nachbarn nicht sprechen können und diese auch nicht sehen. In den Zellen sollen die Schüler dann lernen. Zudem ist es auch hier verboten, im Schulgebäude Mützen oder "hoodies" zu tragen. Hutt meint, dass die Schüler entweder ihr Verhalten verändern oder die Schulleitung mit den Eltern über deren Zukunft sprechen müsse. Allerdings wurde auch bereits Kritik von Lehrern einer der Schulen laut, die sagten, dass manche Schüler geradezu danach drängen, in die Isolationszellen zu kommen, weil sie das gewissermaßen adelt.

Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20107/1.html

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