UN-Bericht: Jeder elfte Mensch 2023 von Hunger betroffen
Archivmeldung vom 25.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićRund 733 Millionen Menschen waren im Jahr 2023 von Hunger betroffen - das war jeder elfte Mensch weltweit. Dies geht einem Bericht von fünf Sonderorganisationen der Vereinten Nationen hervor, der am Mittwoch im Rahmen eines G20-Treffens in Brasilien vorgestellt wurde.
Demnach sind die Fortschritte im Kampf gegen den Hunger der letzten 15
Jahre zum Teil wieder verschwunden: Das Niveau der Unterernährung ist
wieder mit dem der Jahre 2008 und 2009 vergleichbar. Damit gerät das
2015 beschlossene UN-Entwicklungsziel, die Welt bis 2030 von Hunger zu
befreien, weiter außer Reichweite.
Regional ist die Entwicklung
sehr unterschiedlich. Fortschritte konnten in Lateinamerika verzeichnet
werden, wo nunmehr 6,2 Prozent der Bevölkerung von Hunger betroffen
sind. In Asien blieb der Anteil der Hungerleidenden stabil bei 8,1
Prozent, während er in Westasien und der Karibik zulegte. Insbesondere
in Afrika ist der Anstieg deutlich: Dort waren 20,4 Prozent der
Bevölkerung betroffen.
Die Gründe für eine Zunahme der
Ernährungsunsicherheit und der Unterernährung sind vielfältig. So zehrt
den UN-Organisationen zufolge die anhaltende Inflation die ökonomischen
Fortschritte vieler Menschen vielerorts wieder auf. Auch der
menschengemachte Klimawandel und Konflikte wirken sich immer häufiger
und gravierender auf die Ernährungssicherheit aus.
Die
UN-Sonderorganisationen riefen dazu auf, die Finanzierung zur Beendigung
von Hunger zu verstärken. "Die beträchtlichen Investitionen, die für
gesunde, sichere und nachhaltig produzierte Lebensmittel erforderlich
sind, sind weitaus geringer als die Kosten, die für die
Volkswirtschaften und Gesellschaften entstehen, wenn wir nichts
unternehmen", erklärte dazu der Generalsekretär der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Cindy
McCain, Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms (WFP), hält
weiter am UN-Entwicklungsziel fest. "Eine Zukunft ohne Hunger ist
möglich, wenn wir die notwendigen Ressourcen und den politischen Willen
aufbringen, um in bewährte langfristige Lösungen zu investieren",
erklärte sie. "Ich rufe die Staats- und Regierungschefs der G20 auf, dem
Beispiel Brasiliens zu folgen und ambitionierten globalen Maßnahmen zur
Bekämpfung von Hunger und Armut Priorität einzuräumen. Wir haben die
Technologien und das Know-how, um die Ernährungsunsicherheit zu beenden -
aber wir brauchen dringend finanzielle Mittel, um in großem Umfang in
sie zu investieren."
Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russel
verwies auf bereits erreichte Erfolge. "In den vergangenen zwei
Jahrzehnten ist die Zahl der Kinder, die chronisch mangelernährt sind,
weltweit um ein Drittel, oder 55 Millionen, gesunken. Dies zeigt, dass
sich Investitionen in die Ernährung von Müttern und Kindern auszahlen",
sagte die Chefin des Kinderhilfswerks. "Dennoch leidet weltweit eines
von vier Kindern unter fünf Jahren an Unterernährung - dies kann zu
langfristigen Schäden führen. Wir müssen dringend die Finanzierung
aufstocken, um die Mangelernährung von Kindern zu beenden. Die Welt kann
und muss dies tun."
Quelle: dts Nachrichtenagentur