Ukraine öffnet ihre Gasrohre
Archivmeldung vom 24.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ukraine hat ihre Infrastruktur zur Gaslieferung und -lagerung freigegeben und erhöht damit die Attraktivität ihres Energiemarkts für ausländische Investoren. Europäische Endkunden kommen dadurch in den Genuss von mehr Wettbewerb.
Der entsprechende Beschluss der Nationalen Kommission für Energieregulierung (NCER) der Ukraine folgt den Forderungen nach einer Modernisierung der ukrainischen Pipelines, die in einer 2010 von der Rada (dem ukrainischen Parlament) ratifizierten Vereinbarung zwischen der Ukraine und der Europäischen Union formuliert worden waren.
Ein mögliches Durchleitungsmonopol vonseiten der russischen Gazprom gehört damit der Vergangenheit an.
Das neue Regelwerk für den Gaspipeline-Betreiber Ukrtransgas verlangt, dass dieser sämtlichen Unternehmen Durchleitung, Export und Lagerung von Gas über sein landesweites Netzwerk gestatten muss.
"Der Gasproduzent, egal ob ukrainisch oder ausländisch, erhält die rechtliche Zusicherung, dass ihm die Durchleitung von Gas durch das ukrainische Gassystem oder die Lagerung im Land nicht verwehrt werden dürfen", erklärte ein ukrainischer Regierungssprecher.
"Europäische Abnehmer profitieren von dieser Regelung, da sie so in der Lage sind, ihr Gas von Gazprom an der ukrainisch-russischen Grenze (Anlieferort) zu kaufen und es dann durch die Ukraine nach Westeuropa zu transportieren", erklärte er.
Die Erdöl- und Erdgasproduzenten lobten die "De-Monopolisierung". Der russische Ölgigant Lukoil erklärte: "Für Förderunternehmen ist das praktisch eine Garantie auf freien Gastransport in die europäischen Märkte."
Für die landeseigene Erdgasförderung der Ukraine, welche 20 Mrd. Kubikmeter an Natur- oder Schiefergas pro Jahr ausmacht, kommt die bahnbrechende Reform genau zur rechten Zeit, denn sie schafft neue Anreize zur Entdeckung und Förderung neuer Reserven.
Das ukrainische Förderunternehmen TNR-BP erklärt, es wolle unter den ersten Teilnehmern im neuen, liberalisierten Markt sein: "Es wäre nur gerecht, wenn die ersten, die von einem solchen Zugang profitieren, Unternehmen sind, die schon jetzt Förderaktivitäten in verschiedenen Gebieten der Ukraine durchführen."
Neben den wirtschaftlichen Vorteilen für die Ukraine sollte man den politischen Aspekt dieser Reformen nicht ausser Acht lassen. Die Regierung des Ministerpräsidenten Wiktor Janukowytsch hatte im vergangenen Monat das Assoziierungsabkommen mit der EU paraphiert - der erste Schritt in Richtung EU-Mitgliedschaft.
Die Durchführung der Liberalisierung der ukrainischen Gasinfrastruktur wird diesem Prozess ebenfalls zugute kommen.
Zugleich stellt sie einen Rückschlag für Russlands Gazprom dar, welche angekündigt hatte, das Gasnetzwerk der Ukraine kontrollieren zu wollen, und dem Nachbarland dafür Preisvorteile in Aussicht gestellt hatte.
Quelle: Ministry of Foreign Affairs of Ukraine (ots)