Näherin klagt adidas auf Aktionärsversammlung an
Archivmeldung vom 07.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSonia Lara aus El Salvador, früher selbst Näherin, klagt adidas auf der diesjährigen Hauptversammlung am 8. Mai an. "adidas zahlt Hungerlöhne für einen Akkordmarathon", fasst sie Interviews mit zahlreichen NäherInnen in ihrer Heimat zusammen, die für adidas fertigen.
Eine NäherIn verdient im bitter armen El Salvador rund 100 Euro im Monat. Nicht genug für ein Leben in Würde, selbst in dem kleinen mittelamerikanischen Land. Nach dem Ende des Multifaserabkommens 2004 hat sich die Situation weiter verschlechtert. Heute konkurriert Mittelamerika mit den asiatischen Länder auf dem Markt der Niedrigkostenproduktion. "Der Arbeitsdruck nimmt ständig zu. Konzerne wie adidas müssen begreifen, dass wir Menschen und keine Maschinen sind. Deswegen bin ich nach Deutschland gekommen.", so Sonia Lara, die sich derzeit auf Informationsreise durch Deutschland befindet.
Neueste Recherchen der Kampagne für 'Saubere' Kleidung (CCC), an denen Sonia Lara beteiligt war, belegen, dass Niedriglöhne und erzwungene Überstunden sowie gravierende Gesundheitsrisiken in der Sportbekleidungs-Industrie an der Tagesordnung sind. Der Arbeitsdruck in den Fabriken hat in den letzten Jahren weiter zugenommen, da die Auftraggeber immer kürzere Lieferfristen fordern. Und dieser Druck wird an das schwächste Glied im Arbeitsprozess weiter gegeben - die NäherInnen. Auch der jüngst veröffentlichte Report der CCC, der auf Recherchen in vier asiatischen Ländern und Interviews mit über 300 ArbeiterInnen basiert, bestätigt dies. "Der Report macht deutlich, dass die Verletzung von Arbeitsrechten im Namen von adidas keine Ausnahme, sondern die Regel sind", so Johanna Fincke von der Christlichen Initiative Romero (CIR). "Doch statt Verantwortung zu übernehmen, diskreditiert der Konzern Aussagen unabhängiger Gewerkschaften und NGO´s."
Anlässlich der diesjährigen adidas-Aktionärsversammlung
fordern CIR und CCC von adidas ein 'Fair Play' auch in den Fabriken.
Dafür ist eine veränderte Einkaufspraxis des Konzerns sowie eine
unabhängige Kontrolle der Zulieferbetriebe, an der lokale Akteure
institutionell beteiligt sind, unerlässlich. Um diese Forderungen zu
unterstreichen, finden vor der Stadthalle in Fürth zahlreiche Aktionen
statt.
Quelle: Kampagne für 'Saubere' Kleidung (CCC)