Kindernothilfe-Mitarbeiter: "Es ist wieder Krieg in Sri Lanka"
Archivmeldung vom 22.06.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Kindernothilfe ist äußerst alarmiert über die zunehmende Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Norden und Osten Sri Lankas. Rekrutierungen, Entführungen, Anschläge sowie Luftangriffe bedrohen das Leben tamilischer Mädchen und Jungen.
Die Situation ist extrem
unübersichtlich, auf Seiten der Rebellen der Tamil Tigers of Eelam
(LTTE) gibt es Abspaltungen, die auf eigene Faust Anschläge ausüben.
Kindernothilfe-Mitarbeiter Ruben Wedel sagt: "Es ist wieder Krieg in
Sri Lanka."
Die Kindernothilfe verstärkt ihre Schutz-Funktion für Kinder und Jugendliche. Mitarbeiter in Kindertagesstätten und Schülerwohnheimen sind nach neuen Entführungswellen extrem wachsam: "Kinder schon ab zehn Jahren verschwinden nach dem Schulunterricht spurlos", berichtet Ruben Wedel, der den Tsunami-Wiederaufbau koordiniert. Augenzeugen in Kalmunai und Batticaloa erzählen von Kleinbussen, die gleich mehrere Kinder einsammelten. Immer mehr Eltern begleiten ihre Schützlinge aus Angst vor einer Zwangsrekrutierung auf dem Schulweg.
Viele tausend Flüchtlinge in den Regionen um Trincomalee und
Batticaloa fliehen aus Angst vor Luftangriffen der singhalesischen
Regierungstruppen. Kinder werden aus ihrer gewohnten Umgebung
gerissen und müssen erneut in Lagern leben, ohne Privatsphäre, ohne
geregelten Schulalltag. Für die ohnehin noch traumatisierten Mädchen
und Jungen ist das eine extrem belastende Erfahrung.
Die Eskalation der Gewalt in den letzten beiden Wochen führt auch zu Schwierigkeiten beim Wiederaufbau. Der Transport von Material und Arbeitern ist schwieriger geworden, immer häufiger kommt es zu Verzögerungen. Dennoch ist noch kein Wiederaufbau-Projekt der Kindernothilfe gefährdet. Einzig die Rückkehr der verfeindeten Parteien an den Verhandlungstisch kann die Eskalation der Gewalt auf allen Seiten jetzt beenden. Partnerorganisationen der Kindernothilfe sind vor Ort in informelle Gespräche zwischen den verfeindeten Gruppen einbezogen.
Quelle: Pressemitteilung Kindernothilfe