Eurozone will Griechenland neuen Milliardenkredit gewähren
Archivmeldung vom 25.10.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Europäische Währungsunion will Griechenland einen neuen Kredit zwischen 16 und 20 Milliarden Euro gewähren. Das zweite Hilfspaket vom Februar in Höhe von 130 Milliarden Euro reiche nicht aus, zusätzliche Kredite seien unvermeidlich, sagte ein hochrangiger Vertreter der Euro-Zone dem "Handelsblatt".
Die Euro-Finanzminister würden die zusätzlichen Mittel voraussichtlich am 12. November beschließen. Das neue Kreditpaket müsse vom Deutschen Bundestag bewilligt werden. Nötig werden die zusätzlichen Kredite, weil Griechenland in den nächsten Jahren weniger spart als bislang geplant. Eigentlich sollte das Land spätestens 2014 einen Primärüberschuss von 4,5 Prozent im Haushalt erzielen.
Das Ziel werde nun erst zwei Jahre später, also 2016 erreicht. Das geht aus dem Memorandum of Understanding (MoU) hervor, das die Troika aus EZB, IWF und EU-Kommission mit Griechenland ausgehandelt hat. Der MoU-Entwurf liegt der Zeitung vor.
Ob Griechenland die Schuldentragfähigkeit bis 2020 noch erreichen kann, ist in der Troika umstritten. Die EU-Kommission glaubt, dass Athen seine Schuldenquote erst 2022 auf das maximal erträgliche Niveau von 120 Prozent senken kann. Dagegen bestehe der IWF auf dem bislang vereinbarten Zieldatum 2020, hieß es in Brüssel.
In jedem Fall will die Euro-Zone Griechenland den Schuldendienst noch einmal erleichtern: Der Zinssatz für die Hilfskredite solle ein weiteres Mal gesenkt und die Laufzeit der Kredite könne noch einmal verlängert werden. Die Euro-Staaten wollen Griechenland allerdings keine Schulden erlassen. Der IWF hatte einen solchen Schuldenschnitt ins Gespräch gebracht.
Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft begrüßt Griechenland-Rettung
Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes, begrüßt weitere Rettungsmaßnahmen für Griechenland. "Es ist gut, dass man Griechenland nicht fallen lässt", sagte der frühere Metro-Chef dem "Handelsblatt".
"Daraus entsteht mittelfristig eine wünschenswerte Stabilisierung." Allerdings warnte der Ostausschuss-Chef davor, die nötigen Reformen zu verlangsamen: "Wenn man die Staatsverschuldung und die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in Euro-Land auf Dauer nicht beseitigen kann, dann wird es außerordentlich schwierig für die Gemeinschaftswährung", sagte Cordes.
Zugleich äußerte Cordes Verständnis für die osteuropäischen EU-Länder, die den Euro momentan nicht einführen wollen. "Aber dieser Wunsch wird wiederkommen, wenn die Prozesse zur Stabilisierung des Euro greifen und der Euro wieder als Währung angesehen wird, die bleibt", so Cordes.
Für die deutsche Industrie sei die Euro-Einführung in Osteuropa inzwischen auch nicht mehr so entscheidend bei der Standortwahl für ihre Fabriken. Der Euro sei nur einer unter zahlreichen Standortfaktoren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur