Russischer Botschafter pocht auf Fertigstellung von Nord Stream 2
Archivmeldung vom 15.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttIn der aktuellen Debatte um das deutsch-russische Erdgasprojekt Nord Stream 2 hat Russlands Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, Einmischungen von US-Seite scharf zurückgewiesen. "Die Versuche der USA, die Projektrealisierung durch Erpressung, Drohungen und exterritoriale Sanktionen zu verhindern, sind Ausdruck unlauteren Wettbewerbs", sagte Netschajew dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" in Berlin.
"Diesen Ansatz und die damit im Zusammenhang stehende Argumentation halten wir für inakzeptabel und gesetzeswidrig beziehungsweise nicht überzeugend." Die vom Land Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufene Stiftung, die im Notfall Arbeiten übernehmen soll, vor denen sanktionsbedrohte deutschen Firmen zurückschrecken, wollte der russische Botschafter nicht bewerten.
"Die Einrichtung der `Stiftung Klima- und Umweltschutz MV` ist gutes Recht der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. Wir halten uns nicht für berechtigt, diese Entscheidung zu kommentieren", sagte Netschajew. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sieht sich wegen der Stiftung massiver Kritik ausgesetzt. Umweltschützer halten die von der Gazprom-Tochter Nord Stream 2 AG zum Start mit 20 Millionen Euro ausgestattete Stiftung für eine Mogelpackung, mit der "der Klimaschutz untergraben" wird. Der russische Botschafter hält dem entgegen, die Bauarbeiten würden mit neuesten Technologien ausgefü hrt, die den "größtmöglichen Schutz gegen Treibhausgasemissionen gewährleisten".
Für das Projekt seien alle benötigten Genehmigungen erteilt worden, die sich auch auf Umweltverträglichkeitsprüfungen stützten. Das Projekt sei sicher für die Umwelt und das Klima, so Netschajew. Dies lasse sich jedoch nicht vom US-Flüssiggas sagen, das Europa aufgedrängt werde und dessen Gewinnung mit Hilfe der "schmutzigen" Fracking-Technologie erfolge. Man gehe von russischer Seite fest davon aus, dass die Pipeline Nord Stream 2 fertiggestellt werde, so der Botschafter. Es gebe ein klares Bekenntnis der Bundesregierung und aller Projektbeteiligten dazu. "Nord Stream 2 entspricht den Interessen der deutschen und europäischen Gasverbraucher, trägt zur Diversifizierung der Energieversorgung bei, fördert die Umsetzung der Klimaziele und stärkt angesichts der Energiewende die Energiesicherheit der Bundesrepublik", so Netschajew.
Eigentlich sollte das inzwischen rund elf Milliarden Euro teure Projekt unter Führung des russischen Energieriesen Gazprom längst fertig sein und jährlich etwa 55.000 Kubikmeter Erdgas von Russland über eine Pipeline durch die Ostsee nach Deutschland befördern. An der 1.200 Kilometer langen Leitung fehlen nur noch rund 150 Kilometer, überwiegend in dänischen Gewässern. Ende 2019 kamen die Arbeiten zum Erliegen, weil beteiligte europäische Unternehmen durch US-Sanktionen bedroht wurden und daraufhin ihre Mitarbeit einstellten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur