Reintke: Auch im EU-Parlament warnen sich Frauen untereinander
Archivmeldung vom 09.01.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie Grüne Europaabgeordnete Terry Reintke hat erklärt, auch im Europaparlament gebe es informelle Warnnetzwerke unter Frauen, um sich vor übergriffigen Männern zu schützen. "Ich kenne keine Organisation, keinen Ort, keinen Zusammenschluss von Frauen und Männern, wo es so etwas nicht gibt", sagte Reintke dem Nachrichtenportal T-Online. Jede Frau kenne Männer, die gefährlich seien.
Darüber tauschten sich Frauen in "geschützten Räumen" aus. Das gelte auch, aber nicht nur fürs Europaparlament. Unter dem Schlagwort #MeToo entwickelte sich eine weltweite Debatte über sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt. Das Magazin "Time" kürte diejenigen, die über eigene Erfahrungen öffentlich sprachen, zur "Person of the Year 2017". Reintke gehört zu den Frauen, die das Magazin als Beispiel aufführte, weil sie im Europaparlament von einem Übergriff erzählt hatte. Bei den Golden Globes kamen Besucher überwiegend schwarz gekleidet, um Änderungen zu fordern. Dass die Debatte sich auf den Unterhaltungssektor konzentriert und wenig über Vorfälle aus der Politik bekannt wird, liege nicht daran, dass dort alles in Ordnung sei, sagte Reintke.
"Ich gehe davon aus, dass es sexuelle Belästigung sehr viel häufiger gibt, als wir hören." Wo Macht sei, gebe es auch Machtmissbrauch. "Gerade in den obersten Etagen sitzen weiterhin vor allem Männer - in Politik, aber auch Wirtschaft oder Kultur." Sie halte es nicht für zielführend, "dass man beginnt, wild über Namen zu spekulieren". Sie glaube, dass sich das Verhältnis vieler Frauen zum Feminismus zuletzt verändert habe, sagte Reintke und verwies auf die Frauenmärsche gegen Donald Trump. "Da waren Frauen dabei, die sich noch nie zu solchen Themen geäußert haben, die sich nie als Feministinnen bezeichnet hätten. Von denen aber viele hinterher gesagt haben, dieser Begriff, den ich vorher nicht mit der Kneifzange anfassen wollte, ist attraktiv geworden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur