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Wikileaks-Protokolle: US-Vizepräsident Biden kritisiert Deutschlands Rolle in Afghanistan

Archivmeldung vom 02.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Joseph Robinette „Joe“ Biden, Jr. Bild: Andrew Cutraro, White House photographer
Joseph Robinette „Joe“ Biden, Jr. Bild: Andrew Cutraro, White House photographer

US-Vizepräsident Joe Biden hat Deutschlands Rolle in Afghanistan massiv kritisiert. Wie die Online-Ausgabe der Zeitung "Die Welt" berichtet, wird Biden in einer als "geheim" eingestuften Depesche aus der US-Botschaft in Santiago de Chile mit den Worten zitiert, Deutschland habe in Afghanistan "völligen Mist gebaut bei der Polizeiausbildung".

Die Depesche vom 28. März 2009 findet sich laut "Welt online" in den Dokumenten, welche die Enthüllungsplattform Wikileaks im Netz zugänglich gemacht hat. Biden äußerte die Kritik bei einem Treffen mit dem damaligen britischen Premier Gordon Brown in Chile. Er fügte dieser Breitseite gegen Berlin Lob für London hinzu. "Mit der Ausnahme des Vereinigten Königreichs und einiger anderer sind sehr wenige Europäer (in Afghanistan) aktiv", wird Biden laut "Welt online" zitiert. Die USA wünschten eine stärkere Beteiligung der Vereinten Nationen und der Europäer bei der Bekämpfung der Bedrohung aus Afghanistan und Pakistan.

US-Botschafter Murphy: Nach Wikileaks muss Vertrauen wieder hergestellt werden

Der US-Botschafter in Deutschland, Philip Murphy, geht nach der Veröffentlichung geheimer Botschafts-Depeschen durch Wikileaks, "zu 100 Prozent" davon aus, seine Aufgabe weiter erfüllen zu können. "Ich will nichts klein reden, wir arbeiten hart daran, Vertrauen wiederaufzubauen", sagt er in einem Interview mit der "Bild-Zeitung" (Donnerstagausgabe). Er kündigte aber an: "Wir können nicht wie gewohnt weitermachen, wir müssen daraus lernen und ich bin mir sicher, das werden wir auch. Auf den Vorhalt der Zeitung, mindestens ein Mitglied der Bundesregierung wolle künftig kein Wort mehr mit ihm wechseln, entgegnete Murphy: "Das widerspricht den verständnisvollen und freundschaftlichen Reaktionen, die ich in den letzten 48 Stunden erhalten habe. Wer auch immer das also sein mag, ich hoffe, diese Haltung ändert sich mit der Zeit." Er kommentiere nichts, "was angeblich von uns nach Washington geschickt wurde." Er empfinde für Minister Westerwelle
 große Wertschätzung und respektiere ihn sehr. Westerwelle habe Murphy enorm beeindruckt. "Ich kann Ihnen nicht sagen, was wir tun oder lassen werden. Aber die US-Botschaft in Berlin hat einen Zweck, eine gemeinsame Basis zwischen unseren Staaten zu finden, die beiden Seiten nutzt." Auf den Vorwurf, die USA ließen private Informationen über Politiker sammeln, entgegnete er: "Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass unsere Diplomaten genau das sind: Diplomaten. Und gute Diplomaten verdienen ihren Lebensunterhalt ähnlich wie gute Journalisten, mit Recherche und Analyse. Das meine ich als Lob für beide Seiten."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

 

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