Politologe Leggewie attackiert "Russlandversteher"
Archivmeldung vom 01.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, Claus Leggewie, hat in der Diskussion über die Georgien-Krise scharfe Kritik an den "Russlandverstehern" in Deutschland geübt.
Die "gleichgeschaltete politische Klasse" Russlands sei "ein erklärter Feind der Demokratie und des Westens; eine Gefahr nicht nur für das unabhängige Georgien, sondern auch für Moldawien und die Ukraine, für die baltischen Staaten und - natürlich auch - für Polen und damit: für uns in Europa", schreibt der Politologe im "Kölner Stadt-Anzeiger". Dies würde von den Verteidigern des russischen Vorgehens in Georgien beständig ignoriert. Im Irakkrieg hätten Moskau und Washington Europa zu spalten vermocht. "Jetzt muss es sich einig sein - gegen Russland", forderte Leggewie. Leggewie griff namentlich den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) an. Einigen - Schröder allen voran - gehe es bei der entgegenkommenden Haltung zu den Russen ums Geschäft. "Sie haben sich, natürlich nur in übertragenem Sinne, von den Möglichkeiten des Energiegeschäfts und der Weite des russischen Marktes korrumpieren lassen." Andere veranstalten aus Angst, der Russe könnte demnächst den Energiehahn zudrehen, als Realpolitiker "ein präventives München 1938", so Leggewie in Anspielung auf das Münchner Abkommen, in dem die Westmächte Frankreich, Großbritannien und Italien im Bemühen um eine Beschwichtigung Adolf Hitlers dem Anschluss des Sudetenlands ans Deutsche Reich zustimmten. Als weiteres Motiv der "Russlandversteher" nannte Leggewie einen "trotzigen Anti-Anti-Kommunismus - "nach dem Motto: Der äußere Feind meines inneren Feindes ist mein Freund". Man verstehe Russland, weil es dem "Evil Empire" des George W. Bush und seines etwaigen Nachfolgers John McCain die Stirn biete, kritisierte Leggewie.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger