Juncker kritisiert Deutschland wegen mangelnder Solidarität
Archivmeldung vom 04.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat Deutschland wegen fehlender Solidarität vor allem zu Beginn der Coronakrise kritisiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe "diese unmögliche Entscheidung schnell zurückgenommen, kein medizinisches Material in andere Länder zu liefern. Das war zu hundert Prozent uneuropäisch", sagte Juncker dem "Spiegel".
Es sei für ihn "völlig überraschend" gekommen, "dass ausgerechnet Deutschland zu derartigen Reflexen wieder fähig war". Ähnlich kritisch äußerte sich Juncker zu den zeitweiligen Grenzschließungen, unter anderem gegenüber Luxemburg. "Die Grenzen wurden teilweise von Polizisten mit Maschinenpistolen bewacht. Die Leute waren böse und wütend", so Juncker.
Der ehemalige Kommissionschef begrüßte, dass Merkel nun gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron den Weg für eine gemeinsame europäische Schuldenaufnahme frei gemacht habe. "Ich glaube, Frau Merkel hat gesehen, dass diese zurückhaltende und zögerliche Haltung, die Deutschland während der Euro- und Griechenlandkrise an den Tag legte, für manche Verstimmungen gesorgt hat, die zum Teil immer noch anhalten", so Juncker.
"Und sie hat gemerkt, dass es angesichts dieser gewaltigen Coronakrise der deutschen Öffentlichkeit leichter zu vermitteln war, dass Europa jetzt etwas unternehmen muss." Der ehemalige Kommissionschef ford erte die EU zum Start der deutschen Ratspräsidentschaft am 1. Juli zudem zu mehr Hilfe für Flüchtlinge auf. "Wenn Europa die Rollläden runterlässt und die Türen schließt, dann werden wir unserer Rolle in der Welt nicht gerecht", sagte Juncker. Europa müsse ein Zufluchtsort für Menschen sein, die aus religiösen, ethnischen oder politischen Gründen verfolgt werden. "Solange jeden Tag Tausende Kinder den Hungertod sterben, ist Europa nicht fertig mit seiner Aufgabe."
Quelle: dts Nachrichtenagentur