Lindner sieht nach Trumps Nato-Forderung "Überbietungswettbewerb"
Angesichts der Forderung des designierten US-Präsidenten Donald Trump an die Nato-Mitgliedsstaaten, fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben, hat FDP-Chef Christian Lindner vor einem "Überbietungswettbewerb" gewarnt. "Wenn es neue Ziele gibt, auf die man sich verständigt, dann wird auch Deutschland dafür Verantwortung tragen müssen", sagte Lindner dem TV-Sender "Welt" am Mittwoch.
"Wovon ich nichts halte, ist dieser augenblickliche Überbietungswettbewerb, der aus der Luft gegriffen ist."
Lindner
kritisierte damit auch Vizekanzler und Grünen-Spitzenkandidat Robert
Habeck, der sich zuvor für eine Zielmarke von 3,5 Prozent des BIP
ausgesprochen hatte. "Der amtierende Wirtschaftsminister fabuliert ja in
Interviews plötzlich von 3,5 Prozent", sagte Lindner. "Seine eigene
Partei weiß nichts davon. Das Wahlprogramm enthält das nicht, und alles
soll mit Schulden finanziert werden."
Für die FDP sei hingegen
klar, dass der "Staatsapparat" verschlankt werden müsse. "Weniger
Bürokratie, weniger Behörden, weniger Umverteilung, weniger Fehlanreize
beim Bürgergeld, weniger grüne Klimasubventionen." Dann gelinge es,
Bildung, Infrastruktur, Verteidigung und Entlastung zu finanzieren, so
Lindner.
Der FDP-Chef plädierte dafür, mit Donald Trump aus einer
neuen Position der wirtschaftlichen Stärke und unideologischer
Nüchternheit heraus zu verhandeln. Aber dafür müsse Deutschland zu eben
dieser Stärke zurückfinden und international wieder ernst genommen
werden. "Es handelt sich bei der Äußerung von Herrn Trump um etwas, was
wir in den nächsten Jahren von ihm erwarten dürfen, nämlich harte
Forderungen, um in Verhandlungen einzutreten. Darauf müssen wir uns
einstellen", so Lindner. "Das Wichtigste, was wir dafür tun können, ist
wieder selbst ernst zu nehmend werden."
Gegenwärtig falle
Deutschland in der Welt auf durch "moralische grüne Belehrungen" und
durch "wirtschaftliche Schwäche", sagte der ehemalige Finanzminister.
"Ich würde es gern umgekehrt wieder machen, dass Deutschland ernst
genommen wird wegen seiner wirtschaftlichen Stärke und weil wir nüchtern
argumentieren, unsere Werte und Interessen. Dann wird man auch
Einigungen finden", so Lindner.
Quelle: dts Nachrichtenagentur