Afghanistan: Amin Farhang warnt Deutsche vor Rückzug aus dem Land
Archivmeldung vom 19.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer langjährige afghanische Minister für Wiederaufbau, Wirtschaft sowie Handel und Industrie, Amin Farhang, hat die Deutschen vor einem Rückzug aus Afghanistan gewarnt. "Ob die Deutschen bleiben oder gehen, das ist ihre Angelegenheit", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" am Vorabend der Präsidentschaftswahl.
"Aber falls Afghanistan wieder den Terroristen überlassen wird, dann werden Europa, Amerika und Russland vom internationalen Terrorismus erfasst. Wir werden nicht viel verlieren, weil wir schon sehr viel verloren haben. Doch nach 17 Jahren ernten die westliche Welt und Pakistan den Bumerang dieser verfehlten Politik. Der Otto-Normal-Verbraucher auf der Straße versteht das kaum. Deshalb muss die Politik handeln - und zwar sehr nüchtern und emotionslos." Farhang fügte mit Blick auf den Einsatz hinzu: "Man hört von verschiedenen ausländischen Verantwortlichen unterschiedliche Meinungen, die oft weit auseinander gehen. Es muss endlich eine richtige Koordination geben." Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Harald Kujat, kritisierte die Bundesregierung wegen ihres Umgangs mit dem Einsatz. "Was wir hören, sind die ständig gleichen Worthülsen", erklärte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Das Thema wird unterdrückt. Es gibt ein Schweigekartell." Zudem existiere "auf der Ebene, auf der entschieden wird, ein Defizit an Sachverstand, was die strategisch-operativen Zusammenhänge betrifft". Dies gelte etwa bei der Beurteilung der Lage in Nordafghanistan. Kujat zeigte sich überzeugt: "Die Ereignisse vor Ort werden zu einem Umdenken zwingen im Sinne eines entschlosseneren Vorgehens - so wie die Amerikaner das machen." Denn sehr bald herrschten "im Norden ähnliche Verhältnisse wie im Süden oder im Osten".
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung