Ex-Bundesinnenminister Baum bestätigt langjährige Polizei-Kooperation mit Libyen
Archivmeldung vom 15.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer frühere Bundesinnenminister Gerhart Rudolf Baum (FDP) hat Verabredungen zwischen der Bundesrepublik und dem Regime von Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi zur Ausbildungshilfe für Polizei- und Sicherheitsbeamte bestätigt.
Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) sagte Baum, der zwischen 1972 und 1978 als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium arbeitete und zwischen 1978 und 1982 der zuständige Minister war: "Es war Polizeihilfe, bei der zum Beispiel unsere Polizeibeamte vermittelt haben, wie man mit einer Demonstration umgeht, ohne zu schießen."
Er habe als Minister diese Ausbildungs-Kooperation von seinem Vorgänger übernommen und Ende 1978 bei einem Libyen-Besuch in einem langen Gespräch in einem Wüstenzelt mit Gaddafi darüber gesprochen. "Auf Polizeiebene herrschte ein gutes Vertrauensverhältnis und von meiner Seite aus ging es um die Zusammenarbeit im Antiterrorkampf", bestätigte Baum. Es habe verhindert werden müssen, nach den vermuteten Verwicklungen Libyens in den Terrorismus in Nordirland, dass sich Libyen aktiv über die Palästinenserlager im Nahen Osten in die Unterstützung des RAF-Terrorismus einschalte.
Bei dem Treffen in der libyschen Wüste habe Gaddafi den deutschen Regierungsgast Baum gebeten, ihm zu helfen, "aus der internationalen Isolierung herauszukommen", erinnert sich Baum. Er habe den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) grüßen und im Namen Gaddafis um bessere Beziehungen zu Deutschland und den Europäern bitten sollen. Er solle ihn "mit diesem Gauner in Ruhe lassen", sei damals aber Schmidts Antwort gewesen, so Baum. "Mein damaliger Eindruck war, hätte man Gaddafi damals ein bisschen freundlicher behandelt, hätte der sich auch später anders verhalten." Gaddafi habe seinerzeit stark nach Anerkennung gedrängt.
Quelle: Leipziger Volkszeitung