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Politikwissenschaftler Münkler: Unabhängigkeit Kataloniens könnte "brandgefährliche Entwicklung" einleiten

Archivmeldung vom 01.11.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Karte von Katalonien
Karte von Katalonien

Foto: wikipedia.org
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler fürchtet, eine Unabhängigkeit Kataloniens könnte eine für Europa "brandgefährliche Entwicklung" in Gang setzen. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Münkler, andere Regionen würden sich den Fall Katalonien sehr genau anschauen. Meldeten auch sie den Wunsch nach Unabhängigkeit an, würde ein "für Europa auf Dauer zerstörerischer Prozess" eingeleitet.

Mit dem Verlust Kataloniens wäre Spanien unmittelbar vom Staatszerfall bedroht, schätzt Münkler. "Madrid wird daher alles daran setzen, die Unabhängigkeit Kataloniens zu verhindern." Ein Bürgerkriegsszenario sei für Spanien unwahrscheinlich, allerdings könnten sich unter den fanatischen Befürwortern der Unabhängigkeit Kataloniens gewaltaktive Untergrundbewegungen bilden und Terror ausüben. "Die damit verbundene Gewalt ginge mit großen Kosten und politischen Verwerfungen einher."

In der generellen Rückbesinnung auf die Nation in Europa sieht Münkler das Bedürfnis nach mehr politischer und sozialer Teilhabe. Im europäischen Einigungsprozess sei ein Raum mit 400 Millionen Menschen entstanden, in ihm erscheine Partizipation als schwieriges Unterfangen. Begründet hätten die EU wirtschaftliche Vernunft und die Erinnerung an schreckliche Kriege. Diese Erinnerung verblasse heute. Zugleich seien Menschen offenbar bereit, ökonomischen Erfolg zugunsten politischer und sozialer Teilhabe hintenanzustellen. Der Entscheidungsprozess zwischen Wohlstand und politischem Einfluss markiere die "große Konfliktlinie der nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte".

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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