EU-Energiekommissar Oettinger: Staatspleite Italiens würde Euro-Zone "wahrscheinlich" sprengen
Archivmeldung vom 15.08.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Ansicht des EU-Energiekommissars Günther Oettinger würde eine Staatspleite Italiens die Euro-Zone "wahrscheinlich" sprengen. Dies sagte Oettinger dem "Handelsblatt".
Demnach werde eine italienische Staatspleite die Eurozone "wahrscheinlich" sprengen, weil Italien dann als Geberland des Europäischen Rettungsfonds EFSF ausfalle, sagte Oettinger. Der EU-Kommissar sprach sich überdies gegen eine Erhöhung des finanziellen Volumens des EFSF aus.
"Der Fonds reicht für Portugal, Griechenland und Irland problemlos aus und hat darüber hinaus noch reichlich Kapazitäten", sagte Oettinger. Allerdings könne man prüfen, ob der EFSF sich bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die nötigen finanziellen Mittel für seine Interventionen an den Finanzmärkten besorgen könne.
EU-Kommission fordert schnelles Handeln der Euro-Länder
Die EU-Kommission hat die Länder der Euro-Staaten aufgefordert, die beim EU-Gipfel im Juli beschlossenen Änderungen am Euro-Rettungsschirm so schnell wie möglich zu verabschieden. In einem Interview mit der "Bild-Zeitung" sagte Währungskommissar Olli Rehn, die Beschlüsse müssten "spätestens im September" umgesetzt werden, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Den Finanzmärkten warf er "Herdenverhalten und Massenpanik" vor. Die Euro-Länder müssten "die Vorgaben des Gipfels vom 21. Juli nun ganz schnell in die Tat umsetzen, spätestens im September, um die Unsicherheit zu beenden", sagte Rehn. Die Regierungschefs der Eurozone hätten bei dem Sondergipfel "wegweisende Entscheidungen" getroffen. "Beamte in ganz Europa arbeiten jetzt Tag und Nacht an der Umsetzung. Die Detailarbeit ist sehr komplex, aber es handelt sich um Wochen, nicht Monate."
Zugleich kritisierte der Währungskommissar das Verhalten der Finanzmärkte scharf. "Die Märkte sind sehr nervös", sagte Rehn. Doch sie wollten "alles auf einmal". Für die Übertreibungen auf den Märkten gebe es keinen Grund. "Die Wirtschaftszahlen in der Eurozone sind solide und rechtfertigen keine derartigen Marktturbulenzen. Aber Finanzmärkte sind anfällig für Herdenverhalten und Massenpanik. Um Vertrauen wiederzugewinnen müssen wir auf allen Ebenen handeln. Die gefährdeten Staaten müssen rigoros sparen, und Eingriffe, wie die der EZB, sind zur Stabilisierung nötig geworden." Deutschland trage bei der Bewältigung der Euro-Krise eine große Verantwortung, sagte Rehn. Als Exportnation profitiere Deutschland stark vom Euro. "Wirtschaftserfolg und Verantwortung kann man nicht trennen, und vor beidem habe ich große Achtung." Deutschland habe den Haushalt "sehr gut in Ordnung gebracht und zahlt einen sehr niedrigen Zinssatz, das hilft", sagte Rehn. "Unsere Antwort auf die Krise muss maximale Durchschlagskraft haben, denn kein Land sollte eine größere Last tragen, als es kann."
Quelle: dts Nachrichtenagentur