Ökonom Piketty wirft Macron Realitätsverlust vor
Archivmeldung vom 27.02.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer französische Ökonom Thomas Piketty hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Realitätsverlust vorgeworfen. "Macron und seinesgleichen schließen sich ideologisch immer noch ein", sagte Piketty der Wochenzeitung "Die Zeit".
Macron hänge einer "Ideologie der Ungleichheit" an, die immer extremere Gewissheiten behaupte und mit der sozialen Realität nichts mehr zu tun habe. "Sie ist derart verblendet, dass sie nicht mehr zu erkennen vermag, in welchem Ausmaß der Anstieg der Ungleichheit die xenophoben und identitären Auswüchse bedingt", so Piketty. Außerdem kritisierte der Ökonom konkrete politische Maßnahmen des französischen Präsidenten. "Er hat die Steuern derer, die über Millionenbesitz verfügen, gesenkt", sagte Piketty.
"Gleichzeitig gab er vor, nicht über genügend Mittel zu verfügen, um die Altenpflege zu verbessern, die Jugend besser auszubilden oder die Flüchtlinge würdiger aufzunehmen. Wenn eine Regierung wie die von Macron dann auch noch so tut, als stehe sie für internationale Öffnung, für nachhaltige und faire Entwicklung und für Europa, dann weiß ich nicht mehr, ob wir noch in derselben Welt und derselben Gesellschaft leben." Piketty wurde mit seinem Weltbestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert" bekannt und ist seitdem eine Galionsfigur der politischen Linken. In der "Zeit" forderte er Alternativen zu mehr Liberalisierung und zur Ausweitung des Wettbewerbs: Es gelte, den Bürgern zu "beweisen, dass konkrete andere Schritte möglich sind. Zum Beispiel dass die Gewinner der Globalisierung die öffentlichen Güter finanzieren, die in Europa heute fehlen". Er wolle solche Schritte aufzeigen, damit sich die Bürger wieder mit Europa versöhnten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur