Roderich Kiesewetter: Gefahr des atomaren Wettrüstens besteht
Archivmeldung vom 23.10.2018
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Freigeschaltet durch André OttDer CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter warnt in der Debatte über den INF-Abrüstungsvertrag vor einem neuen nuklearen Wettrüsten. Der Unions-Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages sagte der "Heilbronner Stimme" auf die Frage, ob er ein neues nukleares Wettrüsten in Europa befürchte: "Diese Gefahr besteht. Damit ein neuer Kreislauf des Wettrüstens verhindert wird, müssen Russland und die USA durch hohen diplomatischen Druck zu Verhandlungen gedrängt werden - gegenseitige Transparenz ist dafür unabdingbar."
Er betonte weiter: "Russland kann seinen Beteuerungen zufolge, dass es nicht gegen den INF verstoßen hat, guten Gewissens Transparenz demonstrieren. Wenn das neue russische Mittelstreckenwaffensystem tatsächlich bodengestützt ist, ist es eine potentielle Bedrohung für Europa. Die USA streben ein erweitertes Abkommen mit China an. Dafür müssen Bedenken hinsichtlich der Raketenabwehrbasis in Rumänien und der Abschussrampe MK41 ausgeräumt werden."
Sollten die USA und Russland sich nicht auf eine Neuauflage eines Mittelstreckenwaffenverbots einigen, so Kiesewetter, "hätte dies verheerende Konsequenzen, weil dadurch die gesamte nukleare Rüstungskontrollarchitektur in Gefahr gerät. Der Vertrag über die Reduzierung strategischer Nuklearwaffen, New START, ist ebenfalls in Gefahr und läuft 2021 aus. Die Verhandlungen müssen rasch aufgenommen werden, um seine Verlängerung zu erwirken".
Die Haltung der USA seien nachvollziehbar, so der Außenpolitiker: "Die Sorge ist berechtigt und sehr konkret, denn Russland hat jahrelang die Produktion eines neuen Mittelstreckenwaffensystems geleugnet und hat dies erst im Frühjahr diesen Jahres zugegeben. Allerdings verweist Russland darauf, dass es ein vom INF nicht verbotenes seegestütztes Mittelstreckenwaffensystem produziert hätte. Den der USA und NATO vorliegenden Informationen entspricht das nicht der Wahrheit und deshalb ist Russland aufgefordert, Transparenz und Vertrauen wiederherzustellen. Der einseitige Ausstieg der USA aus dem Abkommen ist jedoch ein Fehler, weil die russische Propaganda den USA die Schuld zuschieben kann und zudem der diplomatische Spielraum enger wird, Druck auf Russland auszuüben. Auf Basis des existierenden INF-Abkommens muss ein neuer, erweiterter Vertrag ausverhandelt werden. Dafür ist viel politischer Wille auf beiden Seiten notwendig."
Kiesewetter betonte, es wäre "ein wichtiges Signal Russlands für die europäische Sicherheit, wenn es trotz des US-Ausstiegs aus dem INF-Vertrag Transparenz bei seinem neuen Mittelstreckenwaffensystem zeigt, dass es bislang einer Inspektion nicht zugänglich macht. Dann könnte auch wieder ein Anlauf für einen überarbeiten Vertrag von Mittelstreckenwaffen gestartet werden".
Quelle: Heilbronner Stimme (ots)