ARD-Kameramann Abu Saif frei
Archivmeldung vom 31.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittARD Kameramann Sawah Abu Saif, der am Samstag im Gazastreifen festgenommen worden war, ist in der Nacht auf freien Fuß gesetzt worden. Sein Zustand ist nach Angaben von Richard C. Schneider, ARD-Studioleiter Tel Aviv, schlecht. Er ist derzeit im Krankenhaus. Schneider sagte: "Abu Saif wurde während seiner Haft gefoltert.
Details möchten wir aus Sorge um Abu Saif und seine Familie nicht weiter nennen. Abu Saif wurde über die Arbeit der ARD ausgefragt. Man wollte alles über die Mitarbeiter und Korrespondenten wissen, und warum die ARD 'so negativ' über die Hamas berichte. Ihm wurde mitgeteilt, dass er wieder vorgeladen würde, und er unter Beobachtung stehe. Natürlich hat unser Mitarbeiter Abu Saif jetzt große Angst."
Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff sagte: "Wir sind natürlich erleichtert, dass Sawah Abu Saif frei ist. Dass er aber schwer misshandelt wurde, schockiert uns. Natürlich werden wir alles tun, ihm in dieser schwierigen Situation beizustehen. Wenn die Hamas in den Verhören mit Abu Saif wissen wollte, warum die ARD angeblich so negativ über sie berichte, hat sie selbst erneut Anlass dazu geliefert. Allerdings: wir berichten nicht negativ, sondern den Tatsachen entsprechend. Wir müssen jetzt prüfen, wie eine weitere Berichterstattung aus Gaza gewährleistet werden kann, wenn die Hamas die Pressefreiheit dort offensichtlich mit Füßen tritt."
Fernsehdirektor Gerhard Fuchs vom Bayerischen Rundfunk, der für die Region federführenden ist, sagte: "Mit getrübter Erleichterung erfahre ich von der Freilassung unseres Kameramannes, die grausame Behandlung, die Sawah Abu Saif ertragen musste sowie die dramatische Situation, dass er unter Beobachtung steht und wohl nochmals von der Hamas vorgeladen wird, ist weiterhin schockierend und gibt keinen Anlass zur Entwarnung. Wann unter diesen Umständen unser Büro in Gaza die Berichterstattung wieder aufnehmen kann, werden wir sehr genau prüfen."
Thomas Baumann, Chefredakteur von Das Erste, sagte: "Wir dürfen bei aller Erleichterung über die Freilassung von Sawah Abu Saif nicht vergessen, dass die Hamas eine Vielzahl weiterer Gefangener hält. Nach unseren Quellen bis zu 200 Personen. Wir müssen leider davon ausgehen, dass auch diese Gefangenen unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert sind. Trotz der erschwerten Arbeitsbedingungen - eine rasche Wiederinbetriebnahme unseres Büros in Gaza erscheint uns gegenwärtig nicht ratsam zu sein - werden wir das Schicksal dieser Inhaftierten nicht aus den Augen verlieren. Umso wichtiger ist es, dass Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, Politiker und Medien auf Mindeststandards der Pressefreiheit auch in den von der 'Hamas' kontrollierten Gebieten dringen."
Quelle: ARD