Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: "Wir müssen jetzt mehr für unsere Verteidigung ausgeben, weil es in unserem eigenen Interesse ist"
Archivmeldung vom 20.06.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttIm Streit zwischen den USA und Deutschland über die Höhe der Verteidigungsausgaben äußert Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Verständnis für die Position von US-Präsident Trump. "Ich ermuntere Deutschland, mehr zu tun", sagte er in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern. Es gehe nicht darum, den USA und ihrem Präsidenten einen Gefallen zu tun. "Wir müssen jetzt mehr für unsere Verteidigung ausgeben, weil es in unserem eigenen Interesse ist. Wir brauchen glaubwürdige Abschreckung."
Zwar sehe er "keine direkte militärische Bedrohung eines Nato-Mitgliedes", sagte aber mit Blick auf Russland: "Es beunruhigt uns, wie massiv die russische Führung in Nuklearwaffen investiert, in neue Fähigkeiten und neue Waffensysteme. Außerdem wird bei Manövern der Einsatz von konventionellen und der von Atomwaffen zusammengeführt." So sinke die Hemmschwelle Russlands für den Einsatz von Atomwaffen.
Forderungen nach Aufbau einer europäischen Armee als Antwort auf die erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und der EU hält Stoltenberg für falsch. "Falls die Europäer sagen würden, wir schaffen das allein, käme man in den USA vielleicht wirklich auf die Idee, sich aus Europa zurückzuziehen. Dann würden wir nicht darüber diskutieren, ob die Nato-Staaten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung ausgeben sollen. Dann würde man über viel höhere Zahlen sprechen."
Das Engagement der Amerikaner lobt Stoltenberg ausdrücklich. "Seit dem Amtsantritt von Trump haben die Amerikaner ihre Ausgaben für Verteidigung in Europa um 40 Prozent erhöht." Und: "Die Sicherheit Europas ist und bleibt abhängig von den USA."
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)