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Fuest warnt EU vor hartem Umgang mit Großbritannien

Archivmeldung vom 04.07.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rareclass, on Flickr CC BY-SA 2.0
Bild: Rareclass, on Flickr CC BY-SA 2.0

Ifo-Präsident Clemens Fuest hat die EU eindringlich vor einem harten Umgang mit Großbritannien in den anstehenden Austrittsverhandlungen gewarnt. "Die EU sollte nicht die beleidigte Leberwurst spielen. Großbritannien zu bestrafen, um andere Länder abzuschrecken, wäre eine große Dummheit", sagte Fuest in einem Interview der "Welt".

Eine Lehre aus dem Referendum sei, dass ökonomische Nachteile allein Wähler nicht von einem EU-Austritt abhielten. Außerdem stellten die Austritts-Befürworter die EU als Gebilde da, das machtpolitisch alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt. "Eine Bestrafungsaktion würde die Gegner doch nur bestätigen", sagte Fuest.

Der Ökonom nahm die britische Regierung in Schutz mit Blick darauf, dass sie sich mit einem offiziellen Austrittsgesuch Zeit lasse. Aus britischer Sicht "ist es unerlässlich, sich Zeit zu lassen. Das Austrittsverfahren ist so konstruiert, dass es große Nachteile für das austretende Land hat", sagte Fuest. Der Regierungsberater warnte vor politischen Forderungen, die EU jetzt zu vertiefen. "Ich wäre sehr vorsichtig mit Schnellschüssen und Forderungen nach weiterer Kompetenzverlagerung oder Umverteilungspolitiken. Die Bürger wollen derzeit keine stärkere Integration Europas, das ist die Botschaft des britischen Referendums, und das gilt auch für andere Länder." Allerdings könnte die EU ihren Haushalt aufräumen und in der Außen- und Sicherheitspolitik eine gemeinsame Politik verfolgen. Insgesamt werde es in Europa künftig "konfrontativer" zugehen, sagte Fuest. "Die Lage Deutschlands in Europa wird sich durch den Brexit ändern."

Bislang habe Deutschland häufig eine Vermittlerrolle zwischen Großbritannien und beispielsweise Frankreich einnehmen können. "Künftig wird Deutschland viel offener seine Interessen kommunizieren und vertreten müssen. Das könnte zu einem Problem werden."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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