Ex-Außenminister: "Russland ist längst im Krieg mit uns"
Archivmeldung vom 07.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićEx-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht Deutschland längst in einem Krieg mit Russland. "Natürlich ist Russland im Krieg mit uns. Die hybriden Angriffe auf Deutschland und die Nato-Staaten kommen doch nicht vom Mars", sagte Gabriel dem "Handelsblatt".
Die Zeit für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine
sieht Gabriel noch nicht gekommen. Grundvoraussetzung für Verhandlungen
sei die Bereitschaft des Aggressors, "seine brutale Gewalt" gegen die
Ukraine zu beenden. Diese sei "ganz offenbar" nicht gegeben, so Gabriel.
"Es wäre ja ein Leichtes für Wladimir Putin, wenigstens aufzuhören, die
zivile Infrastruktur, Krankenhäuser, Schulen und die Innenstädte nicht
anzugreifen. Er tut es aber und hat offenbar nach wie vor das Ziel, die
Ukraine zu einem weitgehend zerstörten Rumpfstaat zu degradieren." Nach
den US-Wahlen könnte sich aber ein Fenster für Friedensverhandlungen
öffnen.
Trotz des aggressiven Auftretens Russlands warnt Gabriel
vor der geplanten Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in
Deutschland in der jetzt geplanten Form. Anders als beim
Nato-Doppelbeschluss Ende der 70er-Jahre sollen die Raketen
ausschließlich in Deutschland und nicht in anderen europäischen
Nato-Staaten stationiert werden. "Darüber muss in der Nato geredet
werden. Denn das macht Deutschland zum alleinigen Zielort", sagte
Gabriel. "Anders als beim Nato-Doppelbeschluss vermisse ich auch ein
Abrüstungsangebot an Russland."
Angesichts einer möglichen
Wiederwahl von Donald Trump forderte Gabriel ein neues Reformprogramm im
Geiste der Agenda 2010. "Was Europa betrifft, so wird Donald Trump wie
schon in seiner ersten Amtszeit versuchen, Europa zu spalten und zu
einer Abkoppelung von China zu zwingen", sagte Gabriel. "Deshalb wäre es
so ungeheuer wichtig, dass Europa wieder an wirtschaftlicher Stärke
gewinnt, denn das imponiert auch Trump. Man beeindruckt ihn nur mit
Stärke", so der heutige Chef der Atlantik-Brücke. Der frühere
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe mit seinen Agenda-Reformen die
Psychologie des Landes geändert. "Etwas Ähnliches brauchen wir jetzt
wieder."
Quelle: dts Nachrichtenagentur