Ex-US-Außenamtsstabschef Wilkerson schämt sich für Gefangenenbehandlung durch USA
Archivmeldung vom 03.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLawrence Wilkerson, während der heißen Phase des Irak-Kriegs Stabschef unter US-Außenminister Colin Powell, schämt sich dafür, wie die USA ihre Kriegsgefangenen behandeln. "Es hieß doch immer, nach der Genfer Konvention. Doch das glatte Gegenteil war der Fall", sagte Wilkerson in einem Gespräch mit dem Hamburger Magazin stern.
"Wir haben gefoltert. Auf faktische Anweisung des
Verteidigungsministers und entgegen allen Dienstvorschriften der
Armee. Und in zehn Jahren, wenn wir die ganze Wahrheit wissen, wird
sich das ganze Land schämen", so der ehemalige Oberst zum stern.
Der Bush-Regierung warf der Ex-Stabschef "gefährliche Intrigen"
vor. Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Ronald
Rumsfeld hätten wichtige Entscheidungen zum Irak-Krieg heimlich, an
allen Instanzen vorbei getroffen.
Wilkerson zum stern: "In meinem
ganzen Arbeitsleben habe ich nie ein solches Ausmaß an Fehltritten,
Verfälschungen und Störmanövern erlebt. Und das bei einem
Präsidenten, der nicht sehr versiert ist, was Außenpolitik betrifft,
und auch nicht sonderlich interessiert."
Die Präsentation von angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak
am 2. Februar 2003 vor dem Weltsicherheitsrat nannte er den
"absoluten Tiefpunkt meines Lebens". Wilkerson war damals
verantwortlich für den Vortrag von Powell. "Und er war absolut
falsch", räumt er gegenüber dem stern ein.
Quelle: Pressemitteilungen stern, G+J