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Lüge oder Lüge?

Archivmeldung vom 09.03.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Wie UPI am Mittwoch berichtete, hat ein ehemaliges Mitglied der US-Marines gegenüber einer saudi-arabischen Zeitung die offizielle Version der Gefangennahme von Saddam Hussein entschieden bestritten.

Der frühere Unteroffizier Nadim Abou Rabeh sagte gegenüber der Tageszeitung al-Medina, er sei persönlich an der Gefangennahme des durch den US-geführten Angriffskrieg gestürzten irakischen Präsidenten beteiligt gewesen. Diese habe sich aber nicht wie offiziell behauptet am 13. Dezember 2003 sondern in Wahrheit bereits einen Tag zuvor ereignet. Auch die Umstände der Gefangennahme werden von Rabeh gänzlich anders als vom US-Militär beschrieben.

"Ich war Mitglied der 20-köpfigen Einheit, darunter acht mit arabischer Abstammung, die Saddam drei Tage lang in der Gegend um Dour nahe Tikrit suchte und wir fanden ihn in einem bescheidenen Haus in einem kleinen Dorf und nicht in einem Loch wie veröffentlicht", so Rabeh.

"Wir nahmen ihn nach schwerem Widerstand, bei dem ein Marine sudanesischer Abstammung getötet wurde, gefangen", fügte er hinzu. Seinen Angaben zufolge feuerte Hussein selbst aus einem Fenster im zweiten Stock des Hauses auf die US-Soldaten. Dann riefen sie ihm auf arabisch zu, er solle sich ergeben, da es sinnlos sei, weiter Widerstand zu leisten.

"Später erstellte ein Produktionsteam des Militärs den Film über Saddams Gefangennahme in einem Loch, das in Wahrheit ein ausgetrockneter Brunnen war", so Rabeh.

Sicherlich sind Zweifel an diesem Bericht angebracht. So handelt es sich bei Rabeh um einen Libanesen, der gerade zum jetzigen Zeitpunkt andere Gründe für dieses Interview gehabt haben mag. Auch die saudische Zeitung al-Medina hat sich bereits in der Vergangenheit offen kritisch gegenüber den USA und des Angriffskriegs gegen den Iraks geäußert. Andererseits war aber auch die offizielle Version, derzufolge ein alleingelassener und heruntergekommener Hussein ohne Gegenwehr in einem Erdloch gefangengenommen wurde, von Beginn an wenig glaubhaft.

Sollte Rabehs Darstellung allerdings tatsächlich der Wahrheit entsprechen, so wäre diese noch aus einem anderen Grund als der bloßen Aufdeckung einer Propagandalüge äußerst bemerkenswert. Seiner Aussage zufolge wurde während des Kampfs bei der Gefangennahme Husseins ein US-Marine sudanesischer Herkunft getötet worden ist. Weder für den 12. Dezember 2003 noch für die Tage davor oder danach meldete das US-Militär den Tod eines Soldaten, dessen Name auf eine solche Herkunft schließen ließe. Mehr noch, es wurde für den ganzen Dezember 2003 nicht der Tod eines einzigen Angehörigen der US-Marines gemeldet.

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