Ex-BDI-Chef begrüßt Überlegungen zu Euro-Austritt
Archivmeldung vom 16.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer frühere BDI-Chef Hans-Olaf Henkel hat die Überlegungen von Linde-Chef Wolfgang Reitzle zu einem möglichen Euro-Austritt Deutschlands begrüßt. Im Interview mit der Onlineausgabe des "Handelsblattes" erklärte der einstige Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie zudem, dass Reitzle wohl nicht der einzige Dax-Konzernchef sei, der so denke wie er. "Unter vier Augen erzählt man mir Ähnliches schon seit langem", sagte Henkel. Reitzle werde daher auch "nicht der Letzte sein, der sich auch öffentlich Gedanken über Alternativen zum Einheits-Euro macht".
Für einen einseitigen Austritt Deutschlands aus dem Euro sieht Henkel aber kaum Chancen. "Ein gemeinsamer Austritt mit anderen Ländern, die eine ähnliche Finanz- und Wirtschaftskultur haben ist eher denkbar, als die Wiedereinführung der D-Mark, vor allem, wenn die Initiative von anderen "Nordländern" ausgeht, die unbefangener an die Sache als die Deutschen herangehen", sagte der Ex-BDI-Chef. Der Anstoß könne aber auch von einem südlichen Land ausgehen, fügte Henkel hinzu, "weil zunehmend erkannt wird, dass der Euro dort zu stark geworden ist und die Wirtschaft ohne eine Abwertung des Euro nicht mehr auf einen grünen Zweig kommt". Die jetzige Euro-Debatte könnte nach Einschätzung Henkels auch von den jüngsten S&P-Herabstufungen befeuert werden. "Die Herabsetzung von Frankreichs Bonität reißt auch Deutschland wieder etwas tiefer in eine Transfer-, Schulden- und Inflationsunion", sagte er. Besser wäre daher, "wir würden zusammen mit Finnland, Holland usw. selbst das Heft in die Hand nehmen und gehen". Den verbleibenden Euro-Ländern würde die Abwertung des Euro nach Überzeugung Henkels gut tun, und Deutschland langfristig auch. "Dafür würde es sich auch lohnen, ein teures Austrittsticket zu lösen, um diesen Ländern bei der Restrukturierung ihrer Banken unter die Arme zu greifen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur