Iran: Benzinpreiserhöhung löste Proteste aus
Archivmeldung vom 21.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie iranische Exil-Journalistin Tara Bonyad sagte im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland", die Regierung im Iran habe das Internet abgestellt, um die Proteste im eigenen Land zu unterdrücken und vor allem ihre Medienwirksamkeit zu beschränken. Die Rechnung scheint aufzugehen.
Die dpa vermeldete am Dienstag lediglich neun bestätigte Todesfälle, Amnesty International etwas über 100. Laut Quellen aus dem Iran seien es jedoch "200 Tote, über 1000 Festnahmen und mehr als 3000 Verletzte". Schuld daran seien nicht die Sanktionen, sondern alleine die Regierung, denn es war deren Entscheidung, den Benzinpreis quasi über Nacht zu verdreifachen. Damit wolle "die Regierung die Verantwortung von sich schieben. Sie gibt den USA die Schuld, vor allem den von ihnen auferlegten Sanktionen. Aber das ist zu einfach gedacht. Denn viele Probleme im Land, auch wirtschaftliche, sind auf Korruption und Misswirtschaft innerhalb der Regierung zurückzuführen."
Bonyad glaubt nicht an den großen Umbruch oder gar einen Sturz des Regimes, doch das Neue an den Protesten sei, dass sie "2019 zum ersten Mal die Mittel- und die Unterschicht vereinen. Denn die Entscheidung, die Benzinpreise so drastisch zu erhöhen, betrifft sie alle." Als Folge sieht sie ein Erstarken der iranischen Opposition: "Wenn die Welle der Gewalt sich beruhigt hat, werden die Leute wieder zurück nach Hause gehen. Ich glaube jedoch auch, dass sie sich an die Ereignisse erinnern werden. Das nächste Mal, wenn sich Proteste im Land entfachen, werden diese noch intensiver und größer sein."
Quelle: neues deutschland (ots)