Ökonomen uneins über weiteren Schuldenschnitt für Griechenland
Archivmeldung vom 01.08.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF), wonach Griechenland möglicherweise weitere Schuldenerleichterungen brauche, hat bei deutschen Wirtschaftsforschern ein unterschiedliches Echo ausgelöst. "Griechenland wird aller Voraussicht nach einen weiteren Schuldenschnitt benötigen. Dazu hat auch die Politik der letzten Jahre ihren Teil beigetragen", sagte der Forschungsdirektor im Bereich International Economics am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Christian Dreger, "Handelsblatt-Online". "So waren die Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung von Wachstum und Schulden viel zu optimistisch und konnten fast nur enttäuscht werden."
Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, hält hingegen einen Schuldenschnitt für einen "Akt der Verzweiflung". "Das wird auch von Anlegern so gesehen, die ja dann von künftigen Schulderlassen betroffen sein könnten und daher eine solche Anlage von vornherein meiden oder nur mit erheblichen Risikoaufschlägen tätigen", sagte Horn "Handelsblatt-Online". "Das beträfe dann im Übrigen nicht nur Griechenland, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die übrigen Krisenländer."
Wesentlich erfolgversprechender wäre aus Horns Sicht, wenn die europäischen Partnerländer einen Beitrag leisten würden, die Investitionen in Griechenland zu stärken. "Dies könnte entweder durch eine Stimulanz ihrer eigenen Binnennachfrage oder durch gezielte Investitionshilfen in Griechenland geschehen. Das würde in der Tat das Vertrauen der privaten Anleger stärken", sagte der IMK-Chef. Auch DIW-Ökonom Dreger plädiert dafür, Wachstumsimpulse zu setzen, um die Rezession zu begrenzen. "So könnten zum Beispiel die Einführung von Sonderwirtschaftszonen oder ein leichterer Zugang zu Krediten für klein- und mittelständische Unternehmen dazu beitragen, das Investitionsgeschehen zu stimulieren."
Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, zeigte Verständnis für die IWF-Prognose für Griechenland, wonach die Euro-Länder wohl bald weitere Hilfen zum Abbau des riesigen Schuldenbergs zur Verfügung stellen müssten. Griechenland habe seinen Finanzbedarf innerhalb weniger Jahre enorm verringert, leider rein passiv durch Ausgabenkürzungen, nicht durch mehr Leistungsfähigkeit. "Allerdings war der Ausgangspunkt des Defizits grotesk hoch, und so ist die aufgelaufene Verschuldung trotz der Erleichterungen auch noch zu hoch", sagte Kater "Handelsblatt-Online".
Quelle: dts Nachrichtenagentur