Reporter ohne Grenzen konfrontiert Yahoo mit Video
Archivmeldung vom 13.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittReporter ohne Grenzen (ROG) hat vor dem Yahoo-Hauptsitz in Sunnyvale, Kalifornien Mitarbeitern des Internetunternehmens Videos gezeigt, in denen Chinesen die Kooperation von Yahoo mit der chinesischen Polizei kritisieren.
Die Videos zeigen den Bruder von Li Zhi, einem chinesischen
Pro-Demokratie-Aktivisten, der mithilfe von Yahoo-Informationen über
seine E-Mails verhaftet und im Dezember 2003 wegen "Anstiftung zum
Staatsstreich" zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Ebenso ist
der Anwalt von Shi Tao zu sehen. Shi Tao ist seit Juni 2005 wegen der
"Weitergabe von Staatsgeheimnissen" für zehn Jahre hinter Gittern.
Yahoo hatte Details von Shi's E-Mail Kommunikation preis gegeben.
"Li ist wegen Ihnen im Gefängnis", sagt Li Zhis Bruder. "Er hatte
bereits Hepatitis. Dazu kommt nun eine Rippenfellentzündung wegen der
schlechten Arbeitsbedingungen im Gefängnis. (...) Unsere Familie ist
Bankrott. Ich bin überzeugt, er ist unschuldig. (...) All dies ist
nur wegen Ihrer Firma passiert. (...) und ich hoffe, dass Sie in
Zukunft mehr Gewissen zeigen."
Der Anwalt von Shi Tao, Mo Shaoping, sagt auf dem Video, dass
Yahoo in zahlreiche weitere Fälle dieser Art involviert sei. "Ich
habe Namen, aber ich kann sie noch nicht veröffentlichen (...) Ich
denke, Yahoo könnte sich der Kollaboration verweigern, wenn die Firma
anerkennt, dass zwischen dem chinesischen Gesetz und internationalen
Menschenrechtsstandards ein Widerspruch besteht."
Die ROG-Mitarbeiter haben sich auch um eine Treffen mit
Verantwortlichen von Yahoo bemüht, die zunächst ablehnten und die
Polizei einschalten wollten, sich dann aber zu einem Gespräch bereit
erklärten. Bereits im Februar hatte Reporter ohne Grenzen eine Liste
mit 80 inhaftierten chinesischen Journalisten und Internetdissidenten
an Yahoo geschickt und sich erkundigt, ob das Unternehmen an diesen
Verhaftungen beteiligt war. Yahoo hatte weder darauf noch auf frühere
Bitten um Dialog reagiert. Daher entschloss ROG sich zu der Aktion
vor der Yahoo-Zentrale in Kalifornien.
ROG fordert Yahoo auf, die Zusammenarbeit mit den chinesischen
Behörden bei der Verhaftung von Aktivisten und Journalisten zu
beenden. Zudem soll Yahoo nicht länger einen E-Mail Service in China
betreiben und die dort stationierten Server in die USA verlagern.
Jede Anfrage chinesischer Behörden bezüglich eines Yahoo-Kunden soll
an ein US-Gericht weitergeleitet werden.
Am 21. April wird Chinas Präsident Hu Jintao in die USA reisen.
ROG hofft, das die US-Regierung die mangelnde Informationsfreiheit in
China ansprechen wird und dass anlässlich des Besuches Li, Shi und
weitere inhaftierte Internet-Dissidenten und Journalisten frei
kommen.
Erstmals wurden die beiden Videos gestern von dem
US-amerikanischen Sender "ABC" in den "World News Tonight"
ausgestrahlt, zusammen mit den Bildern, die am 7. April vor dem Yahoo
Hauptsitz aufgenommen wurden. "Arte" wird das Material am 19. April
um 19:45 Uhr in "Arte Info" zeigen und der niederländische Sender
"VPRO" am 7. Mai.
Quelle: Pressemitteilung Reporter ohne Grenzen